Inhaltszusammenfassung:
Hintergrund: Noch immer bestehen Zweifel, ob vasoaktive Substanzen wie Koffein das Risiko
postoperativer Komplikationen von mikrovaskulärem freiem Gewebetransfer (FGT) oder
Fingerreplantationen erhöhen. Diese randomisierte, kontrollierte Studie zielt darauf ab, die
Auswirkungen von postoperativem Koffeinkonsum auf die Mikrozirkulation freier
Lappenplastiken und Finger zu bestimmen.
Methoden: Patienten mit FGT wurden an bis zu 3 postoperativen Tagen wiederholt
beobachtet. Nach Zuordnung zu einem Studienarm erhielten Patienten koffeinhaltigen (CAF,
78 mg/Tasse) oder entkoffeinierten Kaffee (DECAF). Laser-Doppler-Flowmetrie und
Photospektrometrie (O2C, LEA Medizintechnik, Gießen) sowie hyperspektrale Bildgebung
(TIVITA® Tissue, Diaspective Vision, Am Salzhaff) wurden verwendet, um über 60 Minuten
Veränderungen des Blutflusses (BF) und der Sauerstoffsättigung (SO2, StO2, NIR-Perfusion)
des freien Lappens (FLAP) und der Fingerkuppe (HAND) zu beurteilen. Wachstumskurven
wurden mittels hierarchischer linearer Modelle modelliert. In einer multivariaten Analyse
wurden unabhängige Einflussfaktoren identifiziert.
Ergebnisse: 42 Patienten wurden eingeschlossen (CAF/DECAF: n=20/22). Alle Parameter
zeigten einen signifikanten negativen Trend, wobei lineare (BF, SO2, StO2) und quadratische
Wachstumskurven (NIR Perfusion) die Dynamik am besten beschrieben. Das Ausmaß der
relativen Änderung war an beiden Messlokalisationen vergleichbar (HAND/FLAP (%): BF:
-8,1/-7,6; SO2: -3,0/-3,6; StO2: NA/-10,0; NIR-Perfusion: NA/-7,8; p<,001). In der
Koffeingruppe konnte für keinen der Parameter eine signifikante Änderung der Dynamik
detektiert werden (alpha=,05).
Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine moderate Koffeindosis
keine klinischen relevanten Veränderungen in der Durchblutung freier Lappen oder der Finger
verursacht. Die beobachtete Reduktion war nur gering und konnte bei beiden Gruppen nach
Kaffeekonsum nachgewiesen werden, unabhängig vom Koffeingehalt.