Behandlung von Neglect nach Schlaganfall mit der neuen Augmented-Reality-App „Negami“ für aktives Explorationstraining

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/147909
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1479090
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-89249
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-11-20
Originalveröffentlichung: Stammler, B., Flammer, K., Schuster, T., Lambert, M., & Karnath, H. O. (2023). Negami: An Augmented Reality App for the Treatment of Spatial Neglect After Stroke. JMIR serious games, 11, e40651. https://doi.org/10.2196/40651
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Karnath, Hans-Otto (Prof. Dr. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-11-06
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Neglect , Erweiterte Realität <Informatik> , Schlaganfall , Therapie , Neuropsychologie
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Hintergrund: Eine weithin angewandte und wirksame Rehabilitationsmethode bei Schlaganfallpatienten, die unter räumlichem Neglect leiden, ist das „visuelle Explorationstraining". Durch das Training von Explorationsbewegungen und Suchstrategien in Richtung der kontralateralen Seite des Raumes verbessern die Patienten ihre ipsilaterale Aufmerksamkeitsausrichtung und Orientierung. In diesem Zusammenhang können Gamification und Virtual Reality (VR)- Anwendungen einen positiven Einfluss auf die Motivation zur Behandlung und damit auf den Behandlungserfolg haben. Obwohl Augmented Reality (AR) gegenüber VR einige Vorteile bietet, ist die Wirksamkeit von AR- Therapieerweiterungen zur Behandlung von unilateralem Neglect noch nicht untersucht worden. Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es, eine AR-basierte App zur Behandlung von räumlichem Neglect zu entwickeln, die ein visuelles Explorationstraining mit aktiver Rotation von Blick, Kopf und Rumpf kontralateral kombiniert und diese umfassend zu validieren. Zur Prüfung der Wirksamkeit für Behandlungszwecke sollte die AR-App „Negami" in einer randomisierten, kontrollierten Studie untersucht werden. Zuletzt sollte die App weiterentwickelt und für einen breitflächigen klinischen Einsatz vorbereitet werden. Methoden: Zehn gesunde, ältere Probanden und zwanzig Patienten mit rechtshemisphärischem Schlaganfall und räumlichem Neglect nahmen an der Studie teil. Die Neglectpatienten wurden nach dem Zufallsprinzip der experimentellen Negami-Gruppe (n=10) oder einer Gruppe mit Standard- Neglect-Therapie (n=10) zugewiesen. Über einen Zeitraum von zwei Wochen erhielten beide Gruppen fünf Trainingssitzungen (à 25 Minuten) pro Woche. Die Schwere der Neglectsymptomatik wurde in beiden Gruppen über einen Zeitraum von fünf Wochen wöchentlich erhoben, wobei die Negami-Therapiegruppe eine zweite Nachuntersuchung im Abstand von ein bis zwei Monaten nach Abschluss des Trainings erhielt. Eine subjektive Bewertung der App erfolgte nach Beendigung der Negami-Therapie sowie für die gesunden, älteren Teilnehmer nach einer einmaligen Negami-Trainingseinheit. Bewertet wurden die Benutzerfreundlichkeit, Nebenwirkungen und das Spielerlebnis. Ergebnisse: Die Negami-Anwendung wurde mit hoher Benutzerfreundlichkeit, kaum Nebenwirkungen, hoher Motivation und Unterhaltung bewertet. Neglectpatienten bewerteten die App durchweg positiv auf den Dimensionen Motivation, Zufriedenheit und Spaß und würden die App zu Behandlungszwecken weiterempfehlen. Die Patienten verbesserten sich hinsichtlich der Neglectsymptomatik in beiden Therapiegruppen signifikant. Während sich die Negami-Therapiegruppe in 4/5 verwendeten Neglect-Tests verbesserte, waren es in der Standard-Therapiegruppe 1/5. Beim direkten Vergleich der Leistungen der beiden Therapiegruppen verbesserte sich die Negami-Gruppe bereits nach der ersten Trainingswoche signifikant. Dieser Unterschied war unmittelbar nach dem Ende des Trainings, sowie eine Woche danach signifikant und blieb bis zu zwei Monaten nach Behandlungsende stabil. Die klinische Evaluation und technische Weiterentwicklung schufen die Grundvoraussetzung für die CE-Zertifizierung als Medizinprodukt. Die Implementierung einer Cloud-Synchronisation ermöglicht die Option, Negami als Methode der Telerehabilitation einzusetzen. Schlussfolgerung: Ein zweiwöchiges Training mit Negami bei Patienten mit unilateralem Neglect nach Schlaganfall verbesserte den räumlichen Neglect signifikant. Somit stellt Negami eine wirksame Alternative oder Ergänzung zur derzeitigen Standard-Neglect-Therapie dar und ist dieser möglicherweise sogar überlegen. Weitere Forschung ist nötig, um die Wirksamkeit von Negami als Methode der Telerehabilitation prüfen.

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