Untersuchung der Assoziation des COMT Val(108/158)Met-Polymorphismus mit Impulsivität bei Patientinnen mit Binge Eating-Störung

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/146834
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1468341
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-88175
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-10-24
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Schag, Kathrin (Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-09-08
DDC-Klassifikation: 500 - Naturwissenschaften
570 - Biowissenschaften, Biologie
610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Essstörung
Binge Eating Störung
Catechol-O-Methyltransferase
Polymorphismus
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Essstörungen sind weit verbreitet in der Gesellschaft, wobei vor allem die Binge Eating-Störung (BES) eine hohe Prävalenz hat. Kernpathologie der BES sind wiederkehrende Episoden von Essanfällen, die mit einem Kontrollverlust und verschiedenen negativen Emotionen einhergehen. Ein viel diskutierter Risikofaktor für die Ausprägung einer BES ist die nahrungsbezogene Impulsivität. Impulsivität wird als ein multidimensionales Konzept verstanden, dem unter anderem eine erhöhte Belohnungssensibilität und eine verringerte inhibitorische Kontrolle zugrunde liegen. Auf molekularer Ebene steht der Catechol-O-Methyltransferase (COMT)-Val(108/158)Met-Polymorphismus im Verdacht, in die Ausprägung von Impulsivität involviert zu sein, wobei es bislang kaum Daten im Zusammenhang mit der BES gibt. Die COMT ist am Dopaminabbau beteiligt und damit in die Regulation der dopaminergen Systems involviert, welches bei der Entstehung von Impulsivität eine bedeutende Rolle spielt. Grundlage dieser Arbeit war daher die Frage, inwieweit eine Assoziation des COMT-Val(108/158)Met-Polymorphismus mit der Impulsivität, aber auch der generellen Essstörungspathologie, dem Gewicht und der Depressivität bei Patientinnen mit BES im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne BES besteht. Hierzu wurde retrospektiv auf subjektive Daten aus psychometrischen Messinstrumenten und auf objektive Daten mittels Eye Tracking bei nahrungsbezogenen Antisakkaden-Tasks zurückgegriffen. Zudem erfolgte die COMT-Genotypisierung der Probandinnen. Die statistische Auswertung ergab bezüglich der behavioralen Impulsivität, der Impulsivität als Persönlichkeitsmerkmal, der Essstörungspathologie, des Gewichts und der Depressivität einen signifikanten Unterschied zwischen Probandinnen mit und ohne BES. Der COMT-Genotyp hatte jedoch keinen Einfluss hierauf, obgleich bei Probandinnen mit BES die homozygoten Allele, bei Probandinnen ohne BES das heterozygote Allel vorherrschten. Der COMT-Genotyp allein scheint daher kein geeigneter Prädiktor für die Ausprägung der Impulsivität bei Patientinnen mit BES zu sein. In Zusammenschau mit Ergebnissen anderer relevanter Studien ist die Datenlage sehr inkonsistent. Eine mögliche Erklärung ist, dass neben diversen biopsychosozialen Faktoren auch auf molekularer Ebene ein komplexes Zusammenspiel aus Gen- und Enzyminteraktionen anzunehmen ist, welches sich auf die Regulierung des dopaminergen Signalwegs sowie anderer Neurotransmitter auswirkt. Zudem scheinen verschiedene Hirnregionen unterschiedliche Ansprüche an Dopaminlevel zu haben, sodass die Wahl der Testverfahren, bei welchen unterschiedliche Dimensionen von Impulsivität und damit verschiedene Hirnareale im Vordergrund stehen, einen Einfluss auf die Ergebnisse haben könnte. Darüber hinaus scheint auch das Geschlecht durch die Interaktion der verschiedenen Geschlechtshormone mit der COMT und weiteren Faktoren einen Einfluss auf die Ausprägung von Impulsivität zu haben. Auch das Alter und damit einhergehende Reifungsprozesse im Gehirn wirken sich vermutlich darauf aus. Zur Beantwortung der Frage nach molekularen Mechanismen und geeigneten Prädiktoren für die Entstehung einer BES sollten weiterführende Studien folgende Aspekte adressieren: a) Eine große statistische Power durch eine umfassende Stichprobe mit gleichmäßiger Geschlechter-, Alters- und Kontrollgruppenverteilung, b) einer breiten Auswahl an putativen impulsivitätsbezogenen Genen und Genprodukten und c) unterschiedliche subjektive und objektive Testverfahren, bei denen verschiedene Dimensionen von Impulsivität und damit verschiedene Hirnareale und Ansprüche an Dopaminlevel angesprochen werden.

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