Inhaltszusammenfassung:
Die Aortenklappenstenose ist eine chronische, stetig progrediente Erkrankung des Herzens mit Kalzifikation und Einengung des kardialen Ausflusstraktes im Endstadium. Während die anfängliche leichte Stenose oft aufgrund fehlender Symptomatik unentdeckt bleibt, ist die schwere Stenose hingegen das häufigste behandlungsbedürftige Vitium bei Patienten fortgeschrittenen Alters. Da die endgültige Pathogenese noch nicht ausreichend untersucht ist, sind sinnvolle therapeutische Optionen bis zum heutigen Tage limitiert und ausschließlich im operativen Klappenersatz zu finden. Versuche einer medikamentösen Therapie mit Statinen zur Serumlipidsenkung sind nach anfänglichem Enthusiasmus in groß angelegten Studien der letzten Jahre widerlegt worden, da diese, im Gegensatz zur Atherosklerose, hier keine Vorteile erbrachten.
Zwar teilt die AS Risikofaktoren und einige gemeinsame pathophysiologische Aspekte mit denen der Atherosklerose, dennoch scheint es Differenzen in der Pathogenese beider Erkrankungen zu geben. Durch erhöhte Scherkräfte und damit einhergehender endothelialer Dysfunktion, wird eine inflammatorische Kaskade mit Makrophagen- und Lymphozyteninfiltration sowie Lipidakkumulation der valvulären Endothelzellen losgetreten. Proteine der TGF-β-Superfamilie, insbesondere TGF-β1, BMP-2 oder BMP-4 durch ihre inflammatorischen und osteoinduzierenden Funktionen- ebenso wie BMP-7 mit seinen antiinflammatorischen und antifibrotischen Aufgaben, sind hierbei von besonderem Interesse.
In dieser Studie wurde durchflusszytometrisch untersucht, ob Differenzen der Expression und Expressionsmuster oben genannter Proteine unter Monozyten und Thrombozyten in den unterschiedlichen Schweregraden der Aortenklanpenstenose nachzuweisen sind. Während diverse Differenzen zwar aufzuzeigen waren, lagen lediglich die Ergebnisse von monozytären TGF-β1 in einem statistisch signifikanten Bereich. Diese waren bei niedriggradigen Stenosen im direkten Vergleich zu hochgradigen Stenosen höher angesiedelt.
Die hohe Expression von TGF-β1 bei niedriggradigen Stenosen unterstreicht die inflammatorische Aufgabe des Peptids durch Monozyten in der Aorten-klappenstenose.
Meine Ergebnisse verdeutlichen die Wichtigkeit der TGF-β-Superfamilie in der Genese der Aortenklappenstenose. Die Untersuchungen zeigen Differenzen der Proteinexpressionen bei AS unterschiedlicher Schweregrade. Zur weiteren klinischen Einordnung und Bestätigung der Resultate ist eine erneute Untersuchung der TGF-β-Superfamilie mit follow-up zur Beurteilung des natürlichen Krankheitsverlaufs notwendig. So könnte durch mehrmalige echokardiogra-phische Evaluation in Kombination mit multipler Peptidmessungen eine Korre-lation dieser beiden Parameter hergestellt werden. Hier kann man im weiteren Sinne die prognostische Wertigkeit der TGF-βs beurteilen. Besonders monozytäres TGF-β1 und BMP-7 sowie thrombozytäres BMP-2 sind hierbei von besonderem Interesse. Darüber hinaus könnten immunhistochemische- oder durchflusszytometrische Untersuchungen an explantiertem Klappengewebe ein Verhältnis von monozytärer und klappengeweblicher TGF-β-Expression erbringen. Hierdurch würden nicht nur quantitative Expressionen der einzel-nen Proteine in unterschiedlichen Schweregraden evaluiert-, sondern viel-mehr die Einflüsse der einzelnen Proteine auf das Klappengewebe gezeigt werden.
Zusammenfassend besitzen einige TGF-β-Proteine aufgrund vorangegangener Studien und der hier vorliegenden Studienergebnisse das Potenzial als prognostischer Marker für die Entstehung der AS zu dienen. Hierdurch könnte es möglich sein, das Risiko für einen Progress der Erkrankung vorherzusagen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um Spätfolgen zu verhindern. Dies müsste allerdings nach erfolgter Bestätigung oben genannter pathophysiologischer Aspekte in groß angelegten klinischen Studien erfolgen.