Validierung des Jaw Index zur Bestimmung einer Mikrognathie und 3D-Darstellung des Gesichtsprofils bei gesunden Reifgeborenen und Kindern mit Robin Sequenz

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/145974
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1459745
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-87315
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-09-27
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Poets, Christian F. (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-09-19
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Robin Sequenz
Aufholwachstum
3D Fotografie
Jaw Index
ANB Winkel
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Robin Sequenz definiert sich durch eine Mikrognathie, Glossoptose und obere Atemwegsobstruktion. Zusätzlich liegt bei den Betroffenen meist eine Gaumenspalte vor. Kinder mit RS haben zudem häufig Ernährungsschwierig-keiten und Gedeihstörungen. Es gibt diverse Therapieoptionen, die jedoch bisher nur unzureichend miteinander verglichen wurden. Eine dieser Therapie¬optionen stellt das Tübinger Konzept mit individueller Anpassung einer Spornplatte, Trinktraining und logopädischer Behandlung dar. Ob sich bei Kindern mit RS die Unterkieferrücklage verringert und sie sogar ein Aufholwachstum des Unterkiefers erfahren, wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Ziel unserer Studie war, das Unterkieferwachstum und ein eventuelles Aufholwachstum prospektiv zu untersuchen und mit dem Wachstum einer gesunden Kontrollgruppe zu vergleichen. Dabei sollte das Unterkieferwachstum im Verlauf von der Geburt bis zum ersten Lebensjahr untersucht werden. Hierfür wurden bei Säuglingen im Abstand von ungefähr 3 Monaten manuelle Messungen des Jaw Index vorgenommen. Zur Überprüfung der Validität des direkt am Kind gemessenen Jaw Index wurden zudem objektive 3D-Aufnahmen der Kinder erstellt, anhand derer der Jaw Index anhand digitaler Aufnahmen bestimmt werden konnte. Die Messungen wurden zur Bestimmung der Reliabilität von zwei verschiedenen Messpersonen bestimmt. Zur weiteren Überprüfung der Unterkieferrücklage und der Entwicklung des Gesichtsprofils wurde zudem der ANB`-Winkel bestimmt. Es konnten 19 Kinder mit isolierter Robin Sequenz und 32 gesunde Kontrollkinder eingeschlossen werden. Bei diesen konnten insgesamt 228 manuelle Jaw Index Messungen durchgeführt werden. Digital konnten 207 Jaw Index und ANB-Winkel Messungen ausgewertet werden. Es zeigte sich, dass sich der Jaw Index bei Kindern mit RS von der ersten bis zur letzten Messung signifikant verringerte (manuell 15 mm vs. 6,5 mm; digital 19,3 mm vs. 15,9 mm, p<0,001). Bei den Kontrollkindern zeigte sich lediglich bei dem manuell gemessenen Jaw Index eine signifikante Abnahme (manuell 6,8 mm vs. 4,6 mm p<0,001, digital 12,0 mm vs. 11,1 mm, p=0135). Auch in der Mixed-Model-Analyse zeigte sich eine signifikante Reduktion der Jaw Index Werte (p<0,001). Von einem Aufholwachstum war sowohl in der manuellen als auch der digitalen Messung auszugehen, da sich in beiden Fällen die Differenz signifikant zwischen den Gruppen unterschied (manuell p<0,001, digital p=0,02). Die Mixed-Model-Analyse des ANB`-Winkels bestätigte ein Aufholwachstum des Unterkiefers der Kinder mit RS. Das Niveau der gesunden Kontrollgruppe wurde jedoch nicht vollständig erreicht. Der ANB`-Winkel sank innerhalb der RS-Gruppe signifikant von 22° auf 15°, p<0,001). Die Mixed-Model-Analyse des ANB`-Winkels zeigte einen signifikanten Einfluss der Diagnose RS auf die Reduktion des Winkels (p=0,002). Ein Aufholwachstum des Unterkiefers bei Säuglingen mit isolierter RS, die mit dem Tübinger Therapiekonzept behandelt werden, kann demnach angenommen werden. Die Untersuchung der Validität der manuellen Messung zeigte keine Übereinstimmung des am Kind bestimmten mit dem digitalen Jaw Index (mittlere Differenz von 6,6 mm, p<0,001). Zudem wurde die manuelle Messung mit zunehmendem Alter der Probanden schwieriger aufgrund der wachsenden Unruhe während der Messung. Insgesamt erwiesen sich sowohl die digitale als auch die manuelle Messung als reliabel. Die sekundären Studienziele waren die Frage nach der Reduktion der oberen Atemwegsobstruktion und der Gewichtsverlauf der Säuglinge mit RS innerhalb des ersten Lebensjahres. Der OAI, der zur Quantifizierung der oberen Atemwegsobstruktion bestimmt wurde, sank unmittelbar nach Therapiebeginn von im Median 15,2/h auf 1,4/h signifikant ab (p<0,001) und blieb dauerhaft im altersentsprechenden Normbereich. Das Gewicht der Säuglinge mit RS war im Vergleich zwischen der ersten und letzten Messung signifikant angestiegen (p=0,004). Die Therapie mit dem Tübinger Therapiekonzept scheint somit eine Reduktion der Unterkieferrücklage und ein partielles Aufholwachstum des Unterkiefers bei Kindern mit isolierter RS innerhalb des 1. Lebensjahres zu bewirken. Die Gewichtszunahme verbesserte sich bei den Kindern nach Therapiebeginn signifikant, und die obere Atemwegsobstruktion verringerte sich ebenfalls signifikant. Die Validität der manuellen Messung des Jaw Index erscheint fraglich, die der digital erhobenen Messwerte war dagegen gut. Es sollte in zukünftigen Studien untersucht werden, ob die Unterkieferrücklage bei Kindern mit isolierter Robin Sequenz im weiteren Verlauf das Niveau einer gesunden Kontrollgruppe erreicht. Hierfür sollten aufgrund der Schwierigkeiten bei der manuellen Messung digitale Messungen des Jaw Index mittels 3D Fotografie präferiert werden. Durch die hier vorgestellten Studiendaten mittels 3D-Fotografie können zukünftig die Auswirkungen unterschiedlicher Therapieansätze bei Kindern mit RS auf das Unterkieferwachstum und das Gesichtsprofil im ersten Lebensjahr verglichen werden.

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