Herzschrittmacher und Defibrillatoren: Einschränkungen bei Strahlentherapie maligner Tumoren

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/144320
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1443207
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-85664
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-08-16
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Hirnle, Peter (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-07-27
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Einleitung: Die Anzahl der neu diagnostizierten Tumorerkrankungen zeigt eine steigende Tendenz. Eine bedeutsame Rolle in der Behandlung dieser Patienten spielt die Strahlentherapie. Zugleich führen zunehmende Implantationszahlen von CIEDs (kardiale implantierbare elektronische Geräte) dazu, dass das Problem des Einflusses der ionisierenden Strahlung auf die Funktion von CIED bei Tumorpatienten an Relevanz zunimmt. Nach den gültigen deutschen Empfehlungen sollten die CIED-Träger auf Basis der KD (kumulative Dosis) am CIED und des kardialen Risikoprofils in drei Risikogruppen eingeteilt werden. Die KD am CIED sollte 2 Gy nicht überschreiten und wurde als einziger Parameter verwendet, um das Risiko während der Strahlentherapie abzuschätzen. Ziel der Arbeit ist es, die Aktualität der geltenden Leitlinien im Hinblick auf den technologischen Fortschritt und Erkenntnisse aus aktuellen Studien zu überprüfen. Material und Methoden: Literaturanalyse von 1975 bis 2021 und ein in-vitro Experiment mit 12 CIEDs, die mit 6 MV bis 200 Gy bestrahlt wurden. Ergebnisse und Zusammenfassung: Die Strahlentherapie bei Trägern von Herzschrittmachern und Kardioverter-Defibrillatoren ist weniger gefährlich als bisher angenommen. Eine gründliche Analyse der Literatur hat gezeigt, dass nicht die kumulative Dosis, sondern die Strahlenenergie der wichtigste Parameter für das Risiko eines Versagens des kardialen implantierbaren elektronischen Gerätes ist. Für die Patienten mit CIED soll vorzugsweise eine Strahlenenergie von 6 MV verwendet werden. Die Energien von 10 MV und mehr sollten wegen der Erzeugung von Neutronen gemieden werden Der experimentelle Teil der Arbeit zeigt, dass moderne CIEDs bei Verwendung einer Strahlenenergie von 6 MV, bedeutsam höheren kumulativen Dosen, als in der Leitlinie empfohlen, standhalten. Im Experiment kam es zu einem Versagen aller Kardioverter-Defibrillatoren bei kumulativer Dosis von 40 bis 70 Gy. Darüber hinaus zeigten 2 von 7 Herzschrittmachern eine Fehlfunktion bei 70 Gy. Damit ergab sich eine größere Empfindlichkeit der Kardioverter-Defibrillatoren gegenüber Strahlung im Vergleich zu Herzschrittmachern. Diese Dosen sind zumindest 20-mal höher als die von der Leitlinie empfohlene kumulative Dosis von 2 Gy. Schließlich zeigte das Experiment auch keine dauerhaften Fehler bei Verwendung variabler Dosisleistung von 0,4 Gy/min bis zu 6 Gy/min. Das Ergebnis dieses Experiments und die analysierte Literatur zur Dosisleistung zeigen, dass der angegebene sichere Wert von 0,2 Gy/min zu restriktiv und nicht zeitgemäß ist. Gegenwärtige Strahlentechniken verwenden eine variable Dosisleistung, die bei der Entwicklung neuer Leitlinien berücksichtigt werden sollte. Eine neue Leitlinie, die auf den neuen verbesserten und heute verwendeten Technologien basiert, ist überfällig. Moderne CIEDs sind multifunktional und multiprogrammierbar. Jedes neue Modell, das auf den Markt kommt, sollte individuell vor der Marktzulassung getestet werden, um die Auswirkung der Bestrahlung vorhersagen zu können. Die deutsche Leitlinie zum Management von Tumorpatienten mit CIEDs aus dem Jahr 2015 ist veraltet und zu restriktiv. Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Patienten mit CIEDs, die einer Strahlentherapie unterzogen werden müssen, weiter zunehmen wird.

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