Inhaltszusammenfassung:
Vor dem Hintergrund knapper rheumatologischer Ressourcen wurde eine
Früherkennungssprechstunde (FS) etabliert, die Patienten mit entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen früh erkennen und einer entsprechenden Therapie zuführen soll und
umgekehrt Patienten zeitsparend und sicher als nicht-entzündlich identifiziert, so dass sie
keinen weiteren Sprechstundentermin benötigen.
Hierzu erhielten 500 Erstvorstellungs-Patienten einen Termin innerhalb von 2-3 Wochen an
drei Schwerpunktpraxen in Baden-Württemberg mit fünf teilnehmenden Rheumatologen/-
innen. Sie wurden in der Praxis mit Hilfe eines digitalen Fragebogens (RhePort) befragt,
anschließend kurz (3-5 Minuten) körperlich untersucht mit der Möglichkeit zur Klärung
unklarer Fragebogen-Antworten, danach erfolgte eine Bestimmung rheumatologischer
Basislaborwerte. Die Fragebogen-Antworten wurden mit einem in RhePort hinterlegten
Algorithmus gescort (von 0=sicher nicht-entzündlich bis 4=sicher entzündlich). Ebenso wurde
von den Rheumatologen nach Abschluss der FS ein Score ihrer Gesamt-Einschätzung vergeben
(FS-Score 1= sicher nicht-entzündlich bis 4=sicher entzündlich). RhePort-Score und FS-Score
wurden verglichen mit der „wahren“ Diagnose, die bei einer ausführlichen Zweituntersuchung
nach im Mittel 10 Wochen (Range 0-47) erfolgte.
Bei 490 auswertbaren Patienten (medianes Alter 51 Jahre, 70% Frauen) wurden 133
entzündlich-rheumatische (27%) und 357 nicht-entzündliche Erkrankungen (73%)
diagnostiziert. Bei einem Score >1 klassifizierte die rheumatologische Einschätzung nach
kombinierter digitaler Befragung, Kurzuntersuchung und Labor 130 von 133 Patienten als
entzündlich (Sensitivität 98%). 261 von 357 wurden als richtigerweise nicht-entzündlich
eingestuft (Spezifität 73%). Eine Klassifikation allein auf Grund des RhePort-Fragebogens
(Score >1) erkannte 103 von 129 als entzündlich (Sens. 80%) und 125 von 355 als nicht
entzündlich (Spez. 35%). In der ROC-Analyse ergab sich für den RhePort-Algorithmus eine AUC
von 0,62. In der Hälfte der Fälle mit entzündlichen Erkrankungen (69 von 133) wurde der
geplante Wiedervorstellungstermin nach Beurteilung in der FS auf einen Median von 2
Wochen nach Erstvorstellung (Range 0-10) vorgezogen, um eine beschleunigte
Therapieeinleitung zu ermöglichen.
Somit können die zusätzliche Kurzuntersuchung und die Bestimmung von rheumatologischen
Basis-Laborwerten Sensitivität und vor allem Spezifität einer rheumatologischen
Frühsprechstunde entscheidend steigern im Vergleich zu einer alleinigen „automatisierten“
Befragung mittels Fragebogen. Neben der frühen Identifikation und Behandlung von
Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen können durch schnelle Identifikation
nicht rheumatologisch behandlungsbedürftiger Patienten Kapazitäten für die Versorgung
geschaffen werden.
Abstract:
Background and objectives: Regarding scarce capacities an early detection consultation (EDC) was established to discriminate patients in an outpatient setting with inflammatory from non-inflammatory rheumatic diseases.
Materials and methods: 500 patients suspicious of rheumatic disease received an appointment within 2 weeks. They were interviewed with the help of a digital questionnaire (RhePort), briefly physically examined followed by a determination of CRP. The questionnaire answers were scored using an algorithm within RhePort (from 0=certainly non-inflammatory to 4=safely inflammatory). Likewise, after completion of the EDC, the rheumatologists scored their overall assessment. RhePort score and EDC score were compared with the "true" diagnosis made in a detailed second examination after an average of 10 weeks.
Results: In 490 evaluable patients 133 inflammatory-rheumatic (27%) and 357 non-inflammatory diseases (73%) were diagnosed. With a score >1, the rheumatological assessment after EDC classified 130 out of 133 patients as inflammatory (sensitivity 98%) and 261 out of 357 as non-inflammatory (specificity 73%). A classification based solely on the RhePort questionnaire (score >1) identified 103 out of 129 as inflammatory (Sens. 80%) and 125 out of 355 as non-inflammatory (spec. 35%) resulting in an AUC of 0.62 after ROC analysis.
Conclusion: Combined EDC can decisively increase the sensitivity and specificity compared to an "automated" survey by means of a digital questionnaire alone. In addition to the early identification and treatment of inflammatory patients, rapid identification of patients who are not in need of rheumatological treatment can create capacities for care.