Inhaltszusammenfassung:
Apharese-Thrombozytenkonzentrate (A-TK) können, entsprechend aktueller Leitlinien, unter kontinuierlicher Bewegung durch Agitatoren, bei Raumtemperatur für eine maximale Dauer von 4 bis 5 Tagen gelagert werden. Durch die Lagerungsbedingungen werden gefürchtete, wenn auch seltene, Komplikationen wie transfusionsbedingte bakterielle Infektionen (TBBI) begünstigt. Konzepte, wie die Kühllagerung der A-TK, sollen die Vorteile einer verlängerten Lagerungsdauer bei gleichzeitiger Reduktion des Kontaminationsrisikos verbinden. Basierend auf Hinweisen einer verstärkten Apoptoseinduktion der Thrombozyten in A-TK durch eine Lagerungstemperatur von 4°C, wurde die Fragestellung der vorliegenden Arbeit entwickelt.
Es sollte geklärt werden, ob die Substanzen G04, Forskolin und Z-LEHD-FMK die intrinsische Apoptose kühlgelagerter Thrombozyten in A-TK inhibieren. Weiterhin sollte neben der jeweils effektivsten Konzentration, die Dauer einer etwaigen Apoptoseinhibiton bestimmt werden. Um die Substanzen und deren Effekte zu vergleichen, wurden Thrombozyten von gesunden Blutspendern separat mit jedem Inhibitor behandelt. Jede Probengruppe wurde über einen Zeitraum von 0 bis 10 Tagen bei 4 °C inkubiert, wobei in bestimmten Tagesabständen Proben für die Analyse mittels Durchflusszytometrie entnommen und mit Puffer- oder lösungsmittelbehandelten Kontrollen verglichen wurden.
Für alle der drei untersuchten Substanzen, wird ein anti-apoptotischer Effekt auf Thrombozyten in A-TK bei 4°C-Lagerung für einen Zeitraum von 10 Tagen angenommen. In Zusammenschau aller Daten lässt sich die Konzentration 150 µM des Rhokinase A-Inhibitors G04 als überlegen sowohl 75 µM G04, als auch den anderen Apoptoseinhibitoren gegenüber eruieren, ohne das Bestehen statistischer Signifikanz. Zwischen den getesteten Konzentrationen des Proteinkinase A-Aktivators, Forskolin, lässt sich keine eindeutig effektivere Konzentration feststellen. Um das mögliche Potenzial einer Verdopplung der Lagerungsdauer von A-TK bis zu 10 Tagen sowie die Senkung Risikos von Komplikationen wie TBBI auszuschöpfen, gilt es im Weiteren die Toxizität, Wechselwirkungen und Wirksamkeit der effektivsten Substanz im Rahmen von in vivo Experimenten zu klären. Es ergibt sich zukunftsperspektivisch die Chance einer optimierten, sichereren Patientenversorgung, sowie einer Entlastung des Gesundheitssystems durch Verbesserung von Versorgungsengpässen und Einsparung finanzieller Ressourcen.