Inhaltszusammenfassung:
In den letzten Jahren konnte in der Pränataldiagnostik ein Paradigmenwechsel hin zur cfDNA-Analyse beobachtet werden. Gegenwärtige Screeningmodelle basieren hauptsächlich auf dem klassischen kombinierten Ersttrimesterscreening und der cfDNA-Analyse. Beim klassischen Ansatz werden das mütterliche Alter, das Gestationsalter, die Nackenfalte und die Hormone bHCG und PAPP-A zur Risikoermittlung herangezogen. Diese Methode besticht neben einer guten Detektionsrate und niedrigen Falsch-positiv-Rate auch durch einen geringen Kostenaufwand und ein extrem breites Spektrum anderer detektierbarer Fehlbildungen.
Die cfDNA-Analyse beeindruckt durch noch bessere Detektions- und noch geringere Falsch-Positiv Raten, ist im Untersuchungsspektrum jedoch auf die typischen Trisomien und Sexchromosomenstörungen begrenzt. Zudem ist dieser Ansatz mit einem höheren Kostenaufwand verbunden und liefert in 2-3% der Fälle kein Ergebnis, was primär auf eine für die Analyse zu geringe Fetale Fraktion zurückzuführen ist.
Infolgedessen empfiehlt sich nicht nur eine allgemeinere Herangehensweise, die die Vorteile beider Methoden kombiniert, an die individuelle Patientin und Situation anpasst und kosteneffektiv einsetzt. Auch werden Einflussfaktoren auf die FF, die den Anteil zellfreier DNA fetalen Ursprungs darstellt, erforscht. Anzustreben ist die Prädiktion der FF, um das Risiko für einen ergebnislosen Test vorherzusagen, eine individuelle Beratung der Schwangeren zu ermöglichen und die Rate ergebnisloser Tests zu minimieren oder idealerweise gänzlich zu verhindern. Neben unnötigen Kosten könnte Betroffenen auch die konsekutive psychische Belastung, die Notwendigkeit eines alternativen Screenings oder sogar die durch den Zeitverzug höheren Risiken im Fall einer daraus resultierenden Intervention, erspart bleiben.
Ziel dieser Arbeit ist die Prädiktion der Fetalen Fraktion im Rahmen eines cfDNA-Tests anhand der Identifikation potentieller Einflussfaktoren.
Für die Studie wurden 648 Schwangere in der 12. – 14. Schwangerschaftswoche rekrutiert bei denen eine cfDNA-Analyse durchgeführt wurde und eine Einwilligung vorlag. Ausgeschlossen wurden Patientinnen im Falle eines fehlenden Einverständnisses oder bei sonographischem Hinweis für Fehlbildungen, wie einer Nackentransparenz von > 3,5 mm.
Mittels linearer Regressionsanalyse wurde eine Korrelation zwischen der FF und den untersuchten Variablen geprüft. Für die untersuchten Serummarker erfolgte zuvor eine Konvertierung in MoM-Werte, um die Daten von anderen Einflüssen wie das Gestationsalter und das Gewicht zu bereinigen. Es zeigten sich eine positive Korrelation der FF mit bHCG und PAPP-A, sowie eine inverse Korrelation mit Copeptin, dem Gewicht, dem mittleren arteriellen Blutdruck und dem Pulsatilitätsindex der uterinen Dopplersonographie.
Anschließend wurde eine logistische Regressionsanalyse durchgeführt, um auch nominalskalierte-dichotome Variablen zu untersuchen. Hierfür wurde das Patientenkollektiv in zwei Gruppen mit einer FF < 7 und ≥ 7 aufgeteilt. In der logistischen Regression konnte demonstriert werden, dass eine niedrige FF signifikant häufiger mit einer vorangegangenen In-vitro-Fertilisation assoziiert ist. Auch die ethnische Zugehörigkeit schien zunächst Einfluss auf die FF auszuüben. Die multivariate logistische Regressionsanalyse konnte einen unabhängigen Einfluss jedoch nicht bestätigen.
Diverse Prädiktoren eignen sich zur Prädiktion der FF bei geplanter cfDNA-Analyse. Um der Schwangeren und dem behandelnden Therapeuten unnötige Kosten und Umstände zu ersparen, sollte eine individuelle Beratung anhand des Risikoprofils erfolgen und im Einzelfall eine Beratung zugunsten geeigneter Alternativen, wie dem kombinierten Ersttrimesterscreening, erfolgen.