Inhaltszusammenfassung:
In den letzten Jahrzehnten kam es zu einem signifikanten Anstiegs des Einsatzes von Hochdurchsatzmethoden in verschiedensten Bereichen der Naturwissenschaften, welche zu einem regelrechten Paradigmenwechsel führte. Eine große Anzahl an neuen Technologien wurde entwickelt um
die Quantifizierung von Molekülen, die in verschiedenste biologische Prozesse involviert sind, voranzutreiben und zu beschleunigen. Damit einhergehend konnte eine beträchtliche Steigerung an
Daten festgestellt werden, die durch diese verbesserten Methoden generiert wurden. Durch die Bereitstellung von computergestützten Verfahren zur Analyse eben dieser Masse an Rohdaten, spielt der Forschungsbereich der Bioinformatik eine immer größere Rolle bei der Extraktion biologischer Erkenntnisse.
Im Speziellen hilft die computergestützte Massenspektrometrie bei der Prozessierung, Analyse und Visualisierung von Daten aus massenspektrometrischen Hochdursatzexperimenten. Bei der Erforschung der Gesamtheit aller Proteine einer Zelle oder einer anderweitigen Probe biologischen Materials,
kommen selbst neueste Methoden an ihre Grenzen. Deswegen greifen viele Labore zu einer, dem Massenspektrometer vorgeschalteten, Verdauung der Probe um die Komplexität der zu messenden Moleküle
zu verringern. Diese sogenannten "Bottom-up"-Proteomikexperimente mit Massenspektrometern führen allerdings zu einer erhöhten Schwierigkeit bei der anschließenden computergestützen Analyse. Durch die Verdauung von Proteinen zu Peptiden müssen komplexe Mehrdeutigkeiten während Proteininferenz, Proteingruppierung und Proteinquantifizierung berücksichtigt und/oder aufgelöst werden.
Im Rahmen dieser Dissertation stellen wir mehrere Entwicklungen vor, die dabei helfen sollen eine
effiziente und vollständig automatisierte Analyse von komplexen und umfangreichen \glqq Bottom-up\grqq{}-Proteomikexperimenten zu ermöglichen.
Um die hinderliche Komplexität diskreter, Bayes'scher Proteininferenzmethoden zu verringern, wird
neuerdings von sogenannten Faltungsbäumen (engl. "convolution trees") Gebrauch gemacht. Diese bieten bis jetzt jedoch keine genaue und gleichzeitig numerisch stabile Möglichkeit um "max-product"-Inferenz zu betreiben. Deswegen wird in dieser Dissertation zunächst eine neue Methode beschrieben die das mithilfe eines stückweisen bzw. extrapolierendem Verfahren ermöglicht.
Basierend auf der Integration dieser Methode in eine mitentwickelte Bibliothek für Bayes'sche Inferenz, wird dann ein OpenMS-Tool für Proteininferenz präsentiert. Dieses Tool ermöglicht
effiziente Proteininferenz auf Basis eines diskreten Bayes'schen Netzwerks mithilfe eines
"loopy belief propagation" Algorithmus'. Trotz der streng probabilistischen Formulierung des Problems übertrifft unser Verfahren die meisten etablierten Methoden in Recheneffizienz. Das Interface des Algorithmus' bietet außerdem einzigartige Eingabe- und Ausgabeoptionen, wie z.B. das Regularisieren der Anzahl von Proteinen in einer Gruppe, proteinspezifische "Priors", oder rekalibrierte "Posteriors" der Peptide.
Schließlich zeigt diese Arbeit einen kompletten, einfach zu benutzenden, aber trotzdem skalierenden
Workflow für Proteininferenz und -quantifizierung, welcher um das neue Tool entwickelt wurde.
Die Pipeline wurde in nextflow implementiert und ist Teil einer Gruppe von standardisierten,
regelmäßig getesteten und von einer Community gepflegten Standardworkflows gebündelt unter dem Projekt nf-core. Unser Workflow ist in der Lage selbst große Datensätze mit komplizierten experimentellen
Designs zu prozessieren. Mit einem einzigen Befehl erlaubt er eine (Re-)Analyse von lokalen oder öffentlich verfügbaren Datensätzen mit kompetetiver Genauigkeit und ausgezeichneter Performance
auf verschiedensten Hochleistungsrechenumgebungen oder der Cloud.
Abstract:
Since the beginning of this millennium, the advent of high-throughput methods in numerous fields of the life sciences led to a shift in paradigms. A broad variety of technologies emerged that allow comprehensive quantification of molecules involved in biological processes. Simultaneously, a major increase in data volume has been recorded with these techniques through enhanced instrumentation and other technical advances. By supplying computational methods that automatically process raw data to obtain biological information, the field of bioinformatics plays an increasingly important role in the analysis of the ever-growing mass of data.
Computational mass spectrometry in particular, is a bioinformatics field of research which provides means to gather, analyze and visualize data from high-throughput mass spectrometric experiments.
For the study of the entirety of proteins in a cell or an environmental sample, even current techniques reach limitations that need to be circumvented by simplifying the samples subjected to the mass spectrometer. These pre-digested (so-called bottom-up) proteomics experiments then pose an even bigger computational burden during analysis since complex ambiguities need to be resolved during protein inference, grouping and quantification.
In this thesis, we present several developments in the pursuit of our goal to provide means for a fully automated analysis of complex and large-scale bottom-up proteomics experiments.
Firstly, due to prohibitive computational complexities in state-of-the-art Bayesian protein inference techniques, a refined, more stable technique for performing inference on sums of random variables was developed to enable a variation of standard Bayesian inference for the problem.
nextflow and part of a set of standardized, well-tested, and community-maintained workflows by the nf-core collective. Our workflow runs on large-scale data with complex experimental designs and allows a one-command analysis of local and publicly available data sets with state-of-the-art accuracy on various high-performance computing environments or the cloud.