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Hintergrund:
Frühgeburtlichkeit ist eine der Hauptursachen für neonatale Morbidität und Tod. Sie ist häufig die Folge einer Chorioamnionitis, die als Komplikation der bakteriellen Vaginose auftreten kann. Probiotika zeigten sich bei der Behandlung bakterieller Vaginose bei nicht schwangeren Frauen wirksam, Studien bei schwangeren Frauen wiederum fehlen.
Ziel und Studiendesign:
In der vorliegenden randomisierten, placebokontrollierten, dreifach verblindeten Studie wurde untersucht, wie sich die tägliche orale Einnahme von Laktobazillen-enthaltenden Probiotika über einen Zeitraum von 8 Wochen, beginnend am Ende des ersten Trimesters, auf die Vaginalflora Schwangerer auswirkt.
Sowohl vor als auch nach der Intervention (tägliche orale Einnahme von L. rhamnosus GR-1 und L. reuteri RC-14 bzw. Placebo) wurden während der routinemäßigen Schwangerschaftsvorsorge vaginale Abstriche entnommen. Mittels Standard-Gramfärbung erfolgte die Bestimmung des Nugent Scores (Normal 0-3, intermediär 4-6, Bakterielle Vaginose 7-10).
Vor und nach Intervention sowie nach Geburt erfolgten fragebogenbasierte Telefoninterviews zur Eruierung demografischer und klinischer Variablen, Nebenwirkungen, Compliance, Entbindungsmodus, Suchtmittelkonsum und etwaiger (Geburts-)Komplikationen.
Primärer Endpunkt war der Anteil normaler Vaginalflora, definiert als Nugent Score <4 nach 8-wöchiger Einnahme der Studienmedikation. Sekundäre Endpunkte waren die Nugent-Score Verteilung im Studienkollektiv, die Schwangerschaftsdauer, der Anteil an Früh- und Fehlgeburten sowie Fehlbildungen und interventionsassoziierte Beschwerden, die nicht zu einem Abbruch der Einnahme führten.
Ergebnisse:
320 schwangere Frauen wurden in die Studie aufgenommen. Es wurden Vaginalabstriche von 292 Frauen vor und 271 Frauen nach der Intervention analysiert. Der Anteil der normalen vaginalen Mikrobiota verringerte sich in der Behandlungsgruppe von 82,6 auf 77,8 % und in der Placebogruppe von 79,1 auf 74,3 %, wobei es nach der Intervention keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen gab (P=0,497). Entgegen unserer Hypothese sank der Anteil der Probandinnen mit normalem Nugent-Score unter Einnahme des Probiotikums aber auch des Placebos sogar ab.
In unserem Patientenkollektiv zeigte sich ein insgesamt hohes Bildungsniveau sowie eine insgesamt niedrige Rate an bakteriellen Vaginosen.
Die Rate an bakteriellen Vaginosen war sowohl mit als auch ohne präinterventionelle probiotische Ernährung gleich niedrig. Insgesamt zeigte sich bei probiotischer Ernährung aber vermehrt ein normaler Nugent-Score.
Die Frühgeburtenrate war im Kollektiv niedrig und das Risiko für eine Frühgeburt wurde durch die Intervention nicht beeinflusst. In der Gruppe der Frühgeburten zeigte sich in der Behandlungsgruppe ein im Mittel vier Wochen längeres Gestationsalter im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Die Anzahl an Fehlgeburten war in der Behandlungsgruppe geringfügig höher als in der Kontrollgruppe. Keine der untersuchten Endpunkte zeigte statistische signifikante Unterschiede zwischen der Behandlungs- und der Kontrollgruppe.
Leichte unerwünschte Nebenwirkungen während der Einnahme der oralen Probiotika traten etwas vermehrt in der Behandlungsgruppe auf. Insgesamt zeigte sich eine sehr gute Verträglichkeit und somit auch eine gute Compliance bei der Einnahme.
Fazit:
Bisher beschriebene positive Effekte oraler Probiotika auf die Vaginalflora nicht schwangererer Frauen konnten in der vorliegenden Studie im Schwangeren-Kollektiv nicht bestätigt werden. Die Datenlage in Bezug auf den Effekt oraler Probiotika zur Prävention und Behandlung bakterieller Vaginosen und somit auch bezogen auf die Prävention von Frühgeburtlichkeit, bleibt somit weiterhin unklar.
Die vorliegende Studie konnte eine gute Akzeptanz und Verträglichkeit oraler Probiotika auch im schwangeren Kollektiv bestätigen.
Aufgrund der Assoziation der bakteriellen Vaginose mit niedrigerem Einkommen und Bildungsniveau kann nicht ausgeschlossen werden, dass die niedrige Rate bakterieller Vaginosen in unserem Kollektiv aus einem ruralen Kleinstattsetting ein Grund für das Ausbleiben des gewünschten Probiotikum-Effekts sein könnte.
Zukünftig wären große multizentrische Studien mit breiterem Kollektiv und größerem Stichprobenumfang erstrebenswert, um den Effekt oraler Probiotika auf die Vaginalflora Schwangerer endgültig zu klären. |
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