Inhaltszusammenfassung:
Fragestellung: Die Rhizarthrose ist ein häufiges Krankheitsbild mit bisher
uneinheitlicher Therapie, insbesondere im operativen Bereich hat sich bisher
keine Methode als eindeutig überlegen etabliert. In der vorliegenden Studie
wurden die postoperativen Ergebnisse nach operativer Versorgung der
Rhizarthrose nach durchgeführter Trapezektomie mit alleiniger Kapselraffung
(KAP) mit der Resektions-Suspensions-Arthroplastik mittels Flexor carpi radialis-Sehne (FCR) oder Abductor pollicis longus-Sehne (APL) hinsichtlich Handkraft
und -funktion, Schmerz und Zufriedenheit verglichen.
Methodik: Im Zeitraum zwischen Januar 2015 und Dezember 2018 wurden an
der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Tübingen 245 Operationen
aufgrund einer Rhizarthrose im Stadium II oder III durchgeführt. Im Rahmen der
klinischen Nachuntersuchung wurde ein Gesamtkollektiv von 48 operierten
Händen ausgewählt, aus den zugehörigen Akten Daten erhoben und eine
postoperative Nachuntersuchung, im Median 29 Monate nach der Operation,
durchgeführt. Es erfolgte eine klinische Untersuchung der Hände mit
besonderem Fokus auf die Handkraft und die Beweglichkeit. Des Weiteren wurde
die Funktionalität, das Vorhandensein von Schmerzen und die
Patientenzufriedenheit mittels standardisierter Fragebögen wie dem „DASH
(Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand)“-Fragebogen und dem „MHQ
(Michigan Hand Questionnaire)“-Fragebogen erhoben.
Ergebnisse: Insgesamt zeigten sich zufriedenstellende postoperative Ergebnisse
sowohl bei den subjektiven als auch bei den objektiven Parametern. Die
Operationsdauer unterschied sich nicht signifikant in Abhängigkeit der Methode,
sondern abhängig vom Erfahrungsgrad des Operateurs und lag im Mittel bei 52
± 17 Minuten. Die stationäre Liegedauer erwies sich mit 3 Tagen in der Gruppe
FCR verlängert im Vergleich zu 2 Tagen in den anderen beiden Gruppen. Die
postoperative Arbeitsunfähigkeit lag im Median bei 7 Wochen in der Gruppe KAP,
6 Wochen in der Gruppe FCR und 7,5 Wochen in der Gruppe APL (insg. 0- 39
Wochen). 81,3 % (39 von 48) der Patienten gaben an, „sehr zufrieden“ mit der
Operation zu sein. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung waren 79,2 % der
Hände, also 12 von 16 in der Gruppe KAP und jeweils 13 von 16 in den Gruppen
FCR und APL in Ruhe schmerzfrei, bei Belastung waren 47,9 % der Hände, also
jeweils 6 von 16 in den Gruppen KAP und APL und 11 von 16 in der Gruppe FCR,
schmerzfrei. In 91,7 % (44 von 48) der Hände konnte ein Kapandji-Score von 9
oder 10 Punkten erreicht werden. Bei der Kraftmessung am Dynamometer
wiesen die Ergebnisse eine große Streuung auf. Im Vergleich zu den Normwerten
der Handkraft zeigte sich mit 92,5% in der Gruppe KAP, 104,6% in der Gruppe
FCR und 91,5% in der Gruppe APL im Mittel keine relevante Einschränkung. In
den Fragebögen zur Funktionalität der Hände wurde ein medianer DASH-Score
von 13,8 Punkten in der Gruppe KAP sowie von 10,8 bzw 7,5 Punkten in den
Gruppen FCR und APL (insg. 0- 75 Punkte; bestmöglicher Wert: 0 Punkte)
erreicht. Der mediane MHQ-Punktwert lag bei 82,0 Punkten in Gruppe KAP, bei
80,0 Punkten in Gruppe FCR und bei 88,5 Punkten in Gruppe APL (insg. 17- 100
Punkte; bestmöglicher Wert: 100 Punkte). Der Vergleich der drei genannten
Operationstechniken ergab keinerlei signifikante Unterschiede im postoperativen
Outcome.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt, dass aus den dargestellten
Operationstechniken zur Behandlung der Rhizarthrose keine signifikanten
Unterschiede in Funktion, Schmerz und subjektiver Patientenzufriedenheit
resultieren. Sie beeinflusst daher die Operationspraxis an der
Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen und leistet einen Beitrag zur
Konsensfindung bezüglich des weiteren operativen Vorgehens. Eine Bestätigung
der in der vorliegenden retrospektiven Studie gewonnenen Erkenntnisse durch
eine prospektive Studie mit größerem Patientenkollektiv und somit größerer
statistischer Power sollte erfolgen. Zudem ist die Analyse weiterer möglicher
Einflussfaktoren auf das postoperative Outcome sowie insbesondere der
Vergleich mit der endoprothetischen Versorgung noch ausstehend.