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Die Intention der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung von Hirntumorpatienten zur Betrachtung der Beteiligung des supplementär motorischen Areals (SMA) auf Feinmotorik. Das SMA stellt ein wichtiges kortikales Zentrum dar, das umfangreiche Verbindungen zu vielen anderen Hirnarealen, kortikalen wie subkortikalen, aufweist und darüber auf verschiedene Weise in die Planung, Generierung und Ausführung von Bewegung eingebunden ist. Seine Untergliederung in einen rostralen Anteil, dem sogenannten prä-SMA, der mit höheren Hirnfunktionen wie der Planung von Motorik assoziiert ist, und einen kaudalen Anteil, SMA-proper, der mit der Regulation von Bewegung während ihrer Ausführung assoziiert ist, spielt dabei eine wichtige Rolle. Für diese Arbeit wurden Patienten, die einen isolierten Hirntumor in der Zentralregion aufwiesen, einer präoperativen Untersuchung mittels transkraniellen Magnetstimulation (TMS) unterzogen. Hierbei wurden über der betroffenen wie über der gesunden Hemisphäre um 150 Stimulationspulse appliziert und parallel ein 126 Kanäle umfassendes EEG aufgezeichnet. Zusätzlich wurden die Patienten mehreren behavioralen Tests unterzogen, welche die feinmotorischen Fertigkeiten evaluierten. Nach Analyse der Daten zeigte sich eine Reduktion der Aktivität im Betafrequenzband auf der betroffenen Hemisphäre, die mit einer feinmotorischen Störung der korrespondierenden oberen Extremität korrelierte. Die Erklärung hierfür ist, nach dem Ermessen dieser Arbeit, ein Zusammenbruch des kortikalen motorischen Netzwerks, das über um-fangreiche propriozeptive Afferenzen mit SMA als zentralem Knotenpunkt die Ausführung von Bewegungen steuert. Zusätzlich wurde eine Probandenstudie durchgeführt, die anhand von virtuellen Läsionen mittels repetitiver TMS (rTMS), appliziert sowohl über SMA als auch dem primärmotorischen Kortex (M1), dazu beitragen soll, das bei den Patienten gefundene Ausfallsmuster differenzierter zu betrachten. Dazu hatten die Probanden mittels eines vom Autor konstruierten Kraftmessers durch Daumendruck auf einen Stempel verschieden hohe Kraftniveaus, die ihnen über einen Bildschirm visuell vorgegeben wurden, einzustellen und zu halten. Es zeigte sich, dass die rTMS über SMA zu einer verlängerten Zeit führte, bis das geforderte Kraftniveau korrekt eingestellt wurde. Dieses Ergebnisstützte die zuvor aufgestellte These, dass ein Zusammenbruch des kortikalen motorischen Netzwerks um SMA zu einer feinmotorischen Störung durch Einschränkung der Regulationsmechanismen führt, ohne dass eine vollständige Parese eintritt. Aufgrund der sehr häufigen Notwendigkeit zur offenchirurgischen Resektion von Hirntumoren der Zentralregion, kommt es postoperativ oft zum sogenannten SMA-Syndrom, einem temporären Symptomkomplex, bestehend hauptsächlich aus kontralateraler Akinesie und Mutismus oder Sprechstörung. Das SMA-Syndrom tritt nicht in allen Fällen auf und seine genauen pathophysio-logischen Mechanismen sind noch nicht abschließend geklärt. Die Erkenntnisse aus dieser Arbeit könnten in Zukunft zu weiteren Forschungsarbeiten führen, die ein Auftreten des SMA-Syndroms vorhersagbar machen, was ein wichtiger Meilenstein in der Tumorchirurgie der Zentralregion wäre. |
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