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Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine schlafbezogene Atmungsstörung mit sich wiederholender teilweiser oder kompletter Einengung der oberen Atemwege, wodurch sich die Sauerstoffsättigung im Blut reduziert und sich das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung erhöht. Da bei Kindern die Früherkennung wegen untypischer Symptome erschwert ist und ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko bei bestimmten Gesichtsschädelkonfigurationen besteht, kann die kieferorthopädische Untersuchung in Form des FRS Hinweise geben. Daher wurden in der vorliegenden Untersuchung Anzeichen gesammelt, ob bestimmte Gesichtsschädelkonfigurationen bei Patienten mit diagnostizierter OSA von denen der Kontrollpatienten ohne OSA abweichen, um bei OSA-Patienten abweichende FRS-Werte zu identifizieren und diese in der Früherkennung der OSA zu nutzen. Hierfür wurden Veröffentlichungen eingeschlossen, die FRS-Auswertungen von kindlichen und erwachsenen OSA-Patienten und Kontrollgruppen, die mit einer Polysomnografie untersucht wurden, enthalten. Für die systematische Literaturrecherche in den elektronischen Datenbanken wurden die Suchbegriffe „orthodontic*“, „craniofacial“,“cephalometr*”, „cephalogram“, „OSA*“, „UARS“, „SAHS“, „sleep disordered breathing“, „SDB“, „sleep apnea“ und „sleep apnoea“ kombiniert. Alle durch die Recherche identifizierten Publikationen wurden sortiert und die potentiell relevanten Risikofaktoren extrahiert. Für die Berücksichtigung in der vorliegenden Arbeit, mussten die potentiellen Risikofaktoren zuvor in mindestens vier Studien, bei vergleichbarer Messung des arithmetischen Mittels und der Standardabweichung, untersucht worden sein. Desweiteren erfolgte eine risk-of-bias-Beurteilung der eingeschlossenen Publikationen.
Anhand der Suchstrategie wurden initial 3.016 Publikationen gefunden, von denen final 19 in die statistische Auswertung mit einbezogen werden konnten. In vier der eingeschlossenen Studien waren die Studienteilnehmer Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren. Einige Studien enthielten nach Alter, BMI und/oder Geschlecht angepasste Kontrollgruppen. Der BMI lag bei allen erwachsenen Patienten über dem Normbereich. Neben den bekannten Risikofaktoren Alter und BMI konnten ebenso Tendenzen und Hinweise auf einen Einfluss einiger kephalometrischer Parameter auf OSA gefunden werden.
Sehr gute und eindeutige Ergebnisse für einen Hinweis auf einen Einfluss zur Erkrankung an OSA lieferten die Werte für den Kieferwinkel (Gn-Go-Ar), die Ebene zwischen dem Menton und Gonion, als Ausdruck für die Inklination der Mandibula zur Schädelbasis (ML-NSL) und die Strecke vom Spina nasalis anterior zum Nasion als Maß für die vordere obere Gesichtshöhe (N-ANS). Bei allen drei Parametern sind die Werte in der Patientengruppe signifikant größer (p<0,05) als in der Kontrollgruppe und es liegt eine geringe Heterogenität von unter 10 % zwischen den Studien vor. Ebenfalls einen Hinweis auf einen Ein-fluss lieferten der Schädelbasisknickungswinkel (NSBa), die Länge der vorde-ren Schädelbasis (SN), der Abstand des Hyoids zum Mandibularplanum (MP-H), die Lagebeziehung der Mandibula im Vergleich zur Maxilla (ANB), sowie die Dicke (UT) und die Länge (UL) des weichen Gaumens. Jedoch weisen die genannten Parameter eine relativ hohe Heterogenität auf und bei einigen ist der p-Wert größer als 0,05. Keinen Hinweis auf einen Einfluss lieferten die restlichen Parameter (SNA, SNB, ANS-Me, S-Go, tot. anterior face height, MPAS und PAS).
Zusammenfassend sind bei Patienten mit OSA, im Vergleich zu der gesunden Kontrollgruppe, abweichende Werte bei der Lage und bei der Wachstumsrich-tung der Mandibula zur Schädelbasis, bei der vertikalen Gesichtsschädelkonfi-guration, bei der Lage des Hyoids und bei der Ausdehnung des weichen Gau-mens zu vermerken. Für die Kieferorthopädie ist die Erkenntnis über einen Zusammenhang bestimmter Parameter mit OSA ein großer Schritt in Richtung Früherkennung der Erkrankung. Somit sollten die entsprechenden Parameter in die klassische FRS-Auswertung integriert werden. Aufgrund des teilweise unvollständigen Studiendesigns sind die Heterogenität und die Verzerrung der Ergebnisse bei fast allen untersuchten Risikofaktoren recht hoch, so dass zur Verifizierung der Ergebnisse weitere klinische Studien erforderlich sind. Um mögliche Spätfolgen einer OSA zu vermeiden, sollten heute bereits auffällige Parameter ein Anlass sein, Patienten bei entsprechender auffälliger Anamnese zur fachärztlichen Untersuchung zu überweisen. |
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