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Vorwiegend aus Tierexperimenten weiß man, dass Infektionen durch
Freisetzung schlafregulatorischer Substanzen, wie z. B. TNF, einem
prosomnogenen Zytokin, NREMS inkl. SWS erhöhen. Dies trägt zum Zustand
des „sickness behavior“ bei, der verschiedene Komponenten umfasst und der
Infektionsbekämpfung dient. Umgekehrt kann Schlaf ebenfalls die
Immunantwort verstärken, wodurch z. B. ein besserer Impfschutz entsteht. Als
Studienmodell wurde mit der Gelbfiebervirusvakzine eine Lebendimpfung
ausgewählt, die zu einer proinflammatorischen Immunantwort v. a. des
angeborenen Immunsystems führt und TNF erhöht.
Um den Einfluss der Gelbfieberimpfung und die Auswirkungen ihres
Zeitpunktes auf die Schlafarchitektur zu untersuchen, wurden 29 gesunde,
HLA- konforme Probanden nach erfolgreichem Absolvieren einer Probenacht in
Placebo-, Morgen- oder Abendgruppe randomisiert. Sie erhielten am
Experimentaltag morgens und abends jeweils eine subkutane Injektion des
Stamaril® Impfstoffs oder Kochsalz-Präparates. In den folgenden
Experimentalnächten wurde der Schlaf im Schlaflabor mittels Polysomnogramm
inkl. EEG, EOG, EMG und EKG aufgezeichnet. Im Anschluss wurden die
Daten, welche die Schlafstadien 1-4, REMS, Wach- und Bewegungsphasen
sowie verschiedene Latenzzeiten umfassten nach Rechtschaffen und Kales
standardisiert ausgewertet.
Änderungen der Schlafarchitektur zeigten sich im NREM-Schlaf, der die
Schlafstadien 1-4 beinhaltet, sowie zusätzlich isoliert im Schlafstadium 2.
Signifikant länger war die NREMS-Dauer bei der abends geimpften Kohorte im
Vergleich zur Placebo- oder Morgengruppe. S2 zeigte sich hierbei
entsprechend ebenfalls verlängert. Dies beschränkte sich auf die erste von zwei
beobachteten Experimentalnächten. In der zweiten Experimentalnacht fanden
sich eine signifikant kürzere S3-Dauer in der Morgengruppe sowie eine
Tendenz zu einer größeren S2-Dauer in der Morgen- und Abendgruppe jeweils
im Vergleich zur Placebogruppe. Aufgrund dieser gegenläufigen Schlafstadien-
Dauern von S3 und S2 zeigten sich den gesamten NREMS betreffend in der
zweiten Experimentalnacht keine signifikanten Unterschiede.
Im Vergleich der Experimentalnächte fanden sich signifikant größere S2- und
NREMS-Anteile in der ersten Experimentalnacht bei den abends Geimpften.
Der REMS-Anteil verhielt sich hierzu passend umgekehrt. Diese Ergebnisse
bestätigen, dass sich die Schlafarchitektur abhängig vom Impfzeitpunkt
verändert, da die NREMS-Verlängerung v. a. an der Abendgruppe mit einem
kürzeren Zeitabstand zwischen Impfung und Schlaf zu sehen war. Ein
entsprechend der vorausgehenden Forschungsexperimente erwarteter Anstieg
der Schlafintensität mittels erhöhtem SWS durch eine angenommene spätere
TNF-Erhöhung erst in der zweiten Nacht fand keine Bestätigung. Ein NREMS- sowie S2-Anstieg in der ersten Experimentalnacht in der Abend- sowie eine
kürzere S3-Dauer in der zweiten Experimentalnacht in der Morgengruppe
erzielten die unerwarteten Erkenntnisse einer zeitnahen statt verzögerten
Auswirkung der abendlichen Impfung auf den NREMS und eines durch die
morgendliche Impfung reduzierten statt erhöhten S3 als Teil des SWS.
Per Fragebögen, gemessen an unterschiedlichen Zeitpunkten, wurde eine gute
Schlafqualität der Probanden aufgezeigt. Darüber hinaus zeigten sich
betreffend subjektive Auswirkungen der Gelbfieberimpfung auf Schlaf keine
mittels Fragebögen messbaren signifikanten Unterschiede bei der Schläfrigkeit,
Befindlichkeit, Fatigue und sowie Schlafqualität.
Als Fazit unserer Studie bleibt festzuhalten, dass ein Beweis erbracht werden
konnte, dass Impfungen die Schlafarchitektur verändern und dass diese
Veränderungen abhängig vom Zeitintervall zwischen Impfung und Schlaf sind. |
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