Die Evolution der in situ follikulären Neoplasie zum t(14;18)-positiven aggressiven B-Zell-Lymphom

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/136651
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1366514
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-78002
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-02-17
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Fend, Falko (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2022-12-19
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Lymphom
Freie Schlagwörter: In situ follikuläre Neoplasie
Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom
Follikuläres Lymphom
Aggressives B-Zell-Lymphom
Klonale Evolution
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die in situ follikuläre Neoplasie (ISFN) ist eine prämaligne Vorläuferläsion des follikulären Lymphoms (FL). Sie zeichnet sich durch eine Besiedlung von Keimzentren durch monoklonale B-Zellen in ansonsten unauffälligem lymphatischen Gewebe aus und kann vor allem durch ihre intensive BCL2-Expression identifiziert werden, was auf die, für das FL charakteristische, BCL2-Translokation t(14;18)(q32;q21) zurückzuführen ist. Das FL kann seinerseits in ein diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) übergehen. Häufiger als durch die Transformation eines FL manifestiert sich das DLBCL allerdings de novo. Für derartige DLBCL konnte bisher keine Vorläuferläsion identifiziert werden. Angesichts der hohen Frequenz der t(14;18) nicht nur beim transformierten, sondern auch beim de novo DLBCL, haben wir die Hypothese aufgestellt, dass letztere ebenfalls aus der ISFN hervorgehen können und uns zum Ziel gemacht, die klonale und genetische Evolution der ISFN zum DLBCL mit und – wenn möglich – ohne „intermediäres“ FL zu analysieren. Dafür wurde nach Patienten mit DLBCL gesucht, bei denen zusätzlich reaktives lymphatisches Gewebe vorhanden war, um dieses mittels BCL2-Färbung auf das Vorliegen einer ISFN zu untersuchen. Die klonale Verwandtschaft der Proben wurde über vergleichende Klonalitätsanalysen sowie den Abgleich der t(14;18)-Bruchpunktsequenzen analysiert. Mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) und Next-Generation Sequencing (NGS) wurden die Proben auf Rearrangements von BCL2, MYC und BCL6 sowie auf Alterationen von 26 in FL und DLBCL häufig mutierten Genen untersucht. Insgesamt konnten zehn Fälle mit gepaarten ISFN und DLBCL Proben identifiziert werden, davon sechs de novo DLBCL und vier, die aus einem FL entstanden waren. Drei DLBCL zeigten zusätzlich zur Translokation t(14;18) ein MYC-Rearrangement und konnten somit als high-grade B-Zell-Lymphom (HGBL) klassifiziert werden. Die klonale Verwandtschaft von ISFN und DLBCL/HGBL ließ sich in allen Fällen durch die Demonstration eines identischen Immunglobulin- und/oder BCL2-Rearrangements und/oder gemeinsamer somatischer Mutationen bestätigen. Dabei waren die epigenetischen Regulatoren CREBBP, KMT2D und EZH2, der Oberflächenrezeptor TNFRSF14 sowie BCL2 diejenigen Gene, die insgesamt und auch speziell in der ISFN am häufigsten mutiert waren. Auch die für das FL typischen N-Glykosylierungsmotive in den variablen Regionen des Immunglobulins, die eine Bindung von Lektinen des Mikromilieus und damit eine antigenunabhängige Aktivierung der B-Zell-Rezeptor Kaskade ermöglichen sollen, konnten regelmäßig bereits in der ISFN nachgewiesen werden. Basierend auf der Verteilung gemeinsamer und privater Mutationen in den gepaarten Proben ließen sich zwei Szenarien der klonalen Evolution rekonstruieren. In 8/10 Fällen hatten sich DLBCL/HGBL, ISFN und, falls vorhanden, FL divergent aus einem gemeinsamen Vorläufer entwickelt, wohingegen die lineare Evolution der ISFN zum DLBCL selten war. Somit ist es mit dieser Studie erstmals gelungen, die Evolution t(14;18)+ aggressiver B-NHL ausgehend von der ISFN zu analysieren und zu demonstrieren, dass de novo DLBCL/HGBL ebenfalls aus dieser Vorläuferläsion hervorgehen können, wobei es, analog zur Entstehung des FL, häufig zur divergenten Evolution unterschiedlicher Subklone kommt.

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