Analyse der Reproduzierbarkeit von Hörschwellenschätzungen basierend auf DPOAE-Wachstumsfunktionen und DPOAE-Pegelkarten

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URI: http://hdl.handle.net/10900/135049
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1350495
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-76400
Dokumentart: PhDThesis
Date: 2023-01-09
Language: German
Faculty: 4 Medizinische Fakultät
Department: Medizin
Advisor: Gummer, Anthony (Prof. Dr.)
Day of Oral Examination: 2022-10-24
DDC Classifikation: 610 - Medicine and health
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Diese Studie untersuchte die Reproduzierbarkeit von vier Messmethoden für die Erfassung der Hörschwelle. Der Schwerpunkt lag auf Methoden, die auf der Messung von Distorsionsprodukt-otoakustischen Emissionen (DPOAE) beruhen und die eine Beurteilung der Funktion des cochleären Verstärkers ermöglichen. Die DPOAE-Amplitude wurde als Funktion des L2-Pegels des zweiten Stimulustons f2 erfasst; diese semilogarithmische Wachstumsfunktion wird mit DPOAE I/O F abgekürzt. Die Analyse wurde durch die Aufzeichnung der DPOAE-Amplituden als Funktion des L1,L2-Pegelpaars der beiden Stimulustöne mit den Frequenzen f1 und f2 erweitert; diese dreidimensionale Darstellung wird als DPOAE-Pegelkarte bezeichnet und abgekürzt mit DPOAE LM. Der Schnittpunkt der linearen Regressionsgeraden dieser Wachstumsfunktion mit der L1,L2-Fläche ermöglicht eine objektive Schätzung der Hörschwelle für die Frequenz des f2-Tons. Zum Vergleich wurde die Reproduzierbarkeit der Hörschwellen auch mit den bereits klinisch etablierten Verfahren der Reintonaudiometrie (RTA) und der Tracking-Audiometrie nach Békésy (TA) untersucht. Die Hörschwellenbestimmung erfolgte für 20 normalhörende Ohren von zehn Probanden für den Frequenzbereich 1 – 14 kHz an sieben Messterminen in einem Zeitraum von etwa drei Monaten. Die objektiven Methoden wurden mit kurzgepulsten Stimulustönen gemessen, um die Messgenauigkeit durch die Vermeidung der Interferenz der DPOAE-Reflexionskomponente mit der DPOAE-Distorsionskomponente zu erhöhen. Die Erfassung der DPOAE LM beruhte auf 21 L1,L2-Stimuluspegelpaaren, die den L1,L2-Raum abtasten. Die Einschätzung der Reproduzierbarkeit erfolgte mit den DPOAE I/O F, DPOAE LM, der RTA und TA sowohl für die einzelnen Frequenzen 1 – 14 kHz, als auch für drei Hörschwellenmittelwerte (PTA, engl. „pure tone average“) für drei separate Frequenzbereiche 1,5 – 6 kHz, 1 – 10 kHz und 11 – 14 kHz, die entsprechend als PTA1,5–6kHz, PTA1–10kHz und PTA11–14kHz bezeichnet werden. Die Einschätzung der Reproduzierbarkeit erfolgte mit drei Messwerten – 1) zentrierten Schwellen, 2) Schwellendifferenzen und 3) absoluten Schwellen-differenzen – zwischen den Hörschwellen verschiedener Messtermine. Die Intersubjekt-Variabilität zeigte innerhalb der vier Methoden nur geringe Unterschiede der Hörschwellen von maximal 4 dB HL zwischen verschiedenen Messterminen. Die Intrasubjekt-Variabilität für die Hörschwellenmittelwerte ergab ähnliche Messergebnisse der Hörschwellen für PTA1,5–6kHz und PTA1–10kHz und die TA erwies sich für die Differenzen und die absoluten Differenzen als die Methode mit der höchsten Reproduzierbarkeit. Für den PTA11–14kHz zeigte die RTA für die Differenzen mit einem IQR von 6,63 dB HL und die DPOAE LM für die absoluten Differenzen mit einem IQR von 4,40 dB HL die höchste Reproduzierbarkeit. Für die einzelnen Frequenzen 1 – 14 kHz lag zwischen den zentrierten Schwellen der vier Methoden kein signifikanter Unterschied vor. Die Differenzen legen nahe, dass für niedrige Frequenzen oftmals die TA und für Frequenzen ab 9 kHz meist die DPOAE LM die stabilste Methode für die Hörschwellenerfassung ist. Der Median für die absoluten Differenzen für die zusammengefassten Frequenzen 1 – 14 kHz lag für die RTA bei 3,00 dB HL (IQR 5,00 dB HL), für die TA bei 3,20 dB HL (IQR 4,67 dB HL), für die DPOAE LM bei 3,34 dB HL (IQR 4,43 dB HL) und für die DPOAE I/O F bei 3,58 dB HL (IQR 5,06 dB HL). Es zeigten sich demnach insgesamt ähnliche Ergebnisse für die Reproduzierbarkeit der vier Methoden, wobei die TA für niedrigere Frequenzen und die DPOAE LM für höhere Frequenzen ab 9 kHz eine leicht stabilere Methode darstellt. Die objektiven DPOAE-Methoden bieten eine schnelle und genaue Untersuchungsmethode, die nicht von der Aufmerksamkeit des Probanden abhängig ist. Die mit den DPOAE LM aufgezeichneten Hörschwellen zeigen im Vergleich mit den mittels DPOAE I/O F erfassten Hörschwellen eine leicht geringere signifikante Inter- und Intrasubjekt-Variabilität und ähnliche Ergebnisse im Vergleich mit den subjektiven Methoden RTA und TA. Es gibt dennoch Verbesserungsmöglichkeiten für die Reproduzierbarkeit der Messmethoden basierend auf DPOAE: 1) Die Wahl eines FPL statt eines SPL-Kalibrierverfahrens, 2) eine längere Mittelungszeit und 3) die Anwendung eines adaptiven Algorithmus für die Festlegung der L1,L2-Stimuluspegel. Eine wichtige Einsatzmöglichkeit im klinischen Alltag ist die möglichst frühe Erfassung von Hörverlust durch Alterungsprozesse sowie ototoxische Verfahren wie eine Cisplatin-Chemotherapie und Strahlentherapie.

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