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Maligne Knochensarkome sind mit ca. 0,16 % äußerst seltene Tumore. Das Osteosarkom zeigt sich führend - betroffen sind häufig Kinder und junge Erwachsene. Die typische Tumorlokalisation betrifft die langen Röhrenknochen, bevorzugt der unteren Extremität, seltener plane Knochen, wie das Becken oder die Wirbelsäule.Standardtherapien sind meist festgelegte Algorithmen, die sowohl eine neoadjuvante, als auch meistens eine adjuvante Systemtherapie vorsehen. Die operative Tumorresektion erfolgt im Verlauf - hier muss festgelegt werden, ob z. B. eine biologische Rekonstruktion der Defektzone, z. B. mittels Fibulatransplantat, in Frage kommt.
Dieses kann uni- oder bilateral, vaskulär oder avaskulär, als Autograft, Allograft oder Mantelzelltransplantat erfolgen.
Im Fokus dieser Arbeit stand die Beantwortung der Frage, welche Komplikationen nach autologer bzw. allogener, überwiegend avaskulärer, Fibulatransplantation auftreten können, welcher Rolle das Hypertrophieverhalten in der Entstehung von Komplikationen hat und wie diese sich auf die Funktionalität und Lebensqualität der Patienten auswirken.
Hierzu wurden retrospektiv die Daten von 20 Patienten erfasst, die im Zeitraum
von 2007 - 2018 am Universitätsklinikum Tübingen, aufgrund eines
malignen Knochentumors, behandelt worden waren. Insgesamt entwickelten 9 Patienten (66,7 %) ein Osteosynthesematerialversagen, 10 Patienten (47,6 %) eine Pseudarthrose und 8 Patienten (38,1 %) eine Fraktur des Fibulatransplantats. Statistisch zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Osteosynthesematerialversagen und einer Systemtherapie (p= 0,017), wobei der Zusammenhang nicht sehr stark war (Phi p= 0,009). Bezüglich der Defektgröße und dem Auftreten von Frakturen ergab sich ein signifikanter Zusammenhang (p= 0,013, Median 14,7 cm), wobei der Effekt nach Cohen sich im mittleren Bereich befand (p= 0,54).
Zusammenfassend scheint es sinnvoll, bei knöchernen Defekten über 12 cm an der unteren Extremität und über 4 cm an der oberen Extremität eine bilaterale, vaskuläre Fibulatransplantation mit einer Doppelplattenosteosynthese durchzuführen. Sollten dennoch Komplikationen in Form einer Pseudarthrose oder Transplantatfraktur auftreten, scheint eine operative Revisionsoperation mit zusätzlicher Anlagerung von autologer Spongiosa sinnvoll. Natürlich wurden in unserer Studie auch biologische und endokrinologische Faktoren, die ebenfalls Einfluss auf das Knochenremodeling bzw. auch auf das Entstehen von Pseudarthosen und auf die Frakturheilung haben könnten, nicht analysiert und berücksichtigt. Dabei könnten Gewicht, Nikotinkonsum, metabolische Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Adipositas), Malnutrition, Alkoholkonsum und Einnahme von Medikamenten (z. B. Steroide, antiinflammatorische Medikamente, Bisphosponate) durchaus auch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Komplikationen spielen (Childs, 2003).
Zudem könnten zur Förderung der Frakturheilung und sekundären Knochenheilung bei hypotrophen Pseudarthrose über Maßnahmen wie extrakorporale Stoßwellentherapie oder Ultraschalltherapie diskutiert werden (Childs, 2003 ; Grechenig et al., 2015). Hier konnte, bei regelmäßiger Anwendung, die biologische Aktivität des Knochens verbessert werden (Grechenig et al., 2015).
Die funktionellen Ergebnisse sowie die Lebensqualität wurden mittels MSTS- und TESS Score sowie dem SF-36 beurteilt. In Zusammenschau mit ähnlichen Studien aus der Literatur, egal ob ein vaskuläres oder avaskuläres Fibulatransplantat bzw. eine Tumorendoprothese verwendet wurde, ergab sich ein recht homogenes Gleichgewicht, sodass die Funktionalität und die Gesamtzufriedenheit der Patienten mit unterschiedlichen Rekonstruktionsverfahren ähnlich waren.
Bezüglich dem allgemeinen Überleben und Überleben nach Tumorresektion mit bzw. ohne Systemtherapie wollten wir darstellen, dass insgesamt rund 80 % der Patienten nach sieben Jahren noch lebten und rund 80 % vier Jahre nach Therapieende keine Metastasen aufwiesen.
Da es sich meistens um sehr junge Patienten handelt, ist es wichtig, eine langfristige Methode zum Extremitätenerhalt zu wählen, die bestenfalls mit so wenig wie möglichen Komplikationen im weiteren Verlauf einhergeht. Daher ist, wenn realisierbar, ein biologisches Rekonstruktionsverfahren anzustreben. Ebenso sollte der bestmöglichste funktionelle Anspruch erfüllt werden. |
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