Charakteristika der kephalometrischen Entwicklung von Spaltkindern vor, während und nach der pubertären Wachstumsphase und deren Veränderung

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/133826
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1338267
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-75179
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2022-12-07
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Zahnmedizin
Gutachter: Koos, Bernd (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2022-11-11
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Lippen-Kiefer-Gaumenspalte , Kraniometrie , Fernröntgenseitenbild , Kieferorthopädie
Freie Schlagwörter: Harmoniebox nach Hasund
Schädelwachstum
Wachstumskurve
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten stellen eine der häufigsten pränatalen Störungen der Gesichtsentwicklung mit kieferorthopädischer Relevanz dar. In der vorliegenden Arbeit wurden die kephalometrischen Veränderungen von uni- und bilateralen Lippen-Kiefer-Gaumenspalt-Patienten im Wachstumsverlauf vom präpubertären Behandlungsbeginn bis zum postpubertären Behandlungsende bestimmt. Dafür wurden retrospektiv Fernröntgenseitenbilder von 76 Patienten, selektiert aus einem Gesamtpool von 470 Patienten, mit uni- (n=58) oder bilateralen (n=18) Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, zu einem präpubertären (3 bis 10 Jahre) und einem postpubertären Zeitpunkt (15 bis 29 Jahre) untersucht. Die Röntgenaufnahmen wurden während der regulären kieferorthopädischen Behandlung der Patienten angefertigt. Bei der durchgeführten Untersuchung zeigte sich bei den meisten Parametern eine Annäherung an den Mittelwert der Nichtspaltpatienten. Der zu Behandlungsbeginn v. a. bei den beidseitigen Spalten auffällig vergrößerte SNA-Winkel, zurückzuführen auf das bei Geburt nach ventral verlagerte Zwischenkiefersegment, retrudiert im Wachstumsverlauf und zeigt zum Behandlungsabschluss keine ausgeprägte maxilläre Prognathie mehr. Vor allem bei bilateralen Spalten reduziert sich die Retroposition der Oberkieferfront im Behandlungsverlauf deutlich. Die initial retrognathe Mandibula verbleibt zum Behandlungsende leicht retrognath und zeigt eine alveoläre Retrusion. Durch die Annäherung des SNA- und des SNB-Winkels und die Reduktion des Wits-Wertes im Behandlungsverlauf entwickelt sich die initial ausgeprägte skelettale Klasse II zu einer Klasse I, bei den unilateralen Spalten mit Klasse-III-Tendenz, bei den bilateralen Spalten mit Klasse-II-Tendenz. Es resultiert eine dentale Kompensation des Oberkiefers der skelettalen Klassen II und III. Die vertikalen Parameter zeigen eine vertikale Wachstumsrichtung bei posteriorer Rotation der Mandibula und vergrößertem Kieferwinkel. Darüber hinaus bildet sich im Verlauf eine dem physiologischen Wachstum entsprechende Kinnprominenz aus. Auf Grundlage der gemessenen Wachstumsrichtung des Gesichtsschädels bei Spaltpatienten wird deutlich, dass vor allem bei bilateralen Spalten die geburtlich nach ventral verlagerte Prämaxillaposition belassen werden und auf frühzeitige chirurgische sowie kieferorthopädische Maßnahmen wie z. B. die Latham-Apparatur, die dazu beitragen, dass die Prämaxilla vorpubertär nach dorsal bewegt und den SNA-Winkel verkleinern wird, verzichtet werden sollte, um spätere schwere Mittelgesichtsdefizite und daraus resultierende „Notwendigkeit weiterer operativer Eingriffe zu vermeiden“ (Kretschmer et al., 2021). Die Relation des H-Winkel zum Nasolabialwinkel und zum errechneten H-Winkel zeigt, dass die zum Behandlungsende vorliegende nicht optimale ästhetische sagittal basale Relation nur geringfügig durch die Weichteile kompensiert werden kann. Darüber hinaus verdeutlicht die Harmoniebox nach Hasund die Verbesserung des harmonischen Gesamtbildes basierend auf den skelettalen Parametern der Spaltpatienten vom Behandlungsanfang und -ende. Die PAS-Werte der untersuchten Spaltpatienten nähern sich im Wachstumsverlauf den von anderen Autoren ermittelten Werten der Nichtspaltträger an und zeigen so im Verlauf der Behandlung eine Verbesserung und gleichzeitig eine Vergrößerung des posterior airway space. Trotz entsprechender heterogener kieferorthopädischer Behandlung stellte sich bei den untersuchten Spaltpatienten im Vergleich zu Nichtspaltpatienten ein fortbestehendes bzw. sich verstärkendes Entwicklungsdefizit ein. Aus den Untersuchungsergebnissen wird primär klinisch die Dringlichkeit einer genauen Behandlungsplanung und -abfolge hinsichtlich einer nicht zu frühen und nicht zu späten chirurgischen und kieferorthopädischen Intervention erkenntlich. Ebenso zeigt sich, dass eine Beurteilung der Ästhetik in Hinsicht auf den Behandlungserfolg nicht allein auf der FRS-Analyse basieren sollte, sondern auch die subjektive Betrachtung fern der Referenzwerte mit einbezogen werden muss, um ein zielführendes Behandlungsergebnis erzielen zu können.

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