Inhaltszusammenfassung:
COVID-19 verursachte bis Dezember 2021 weltweit den Tod von 5,1 Millionen
Menschen.
Der Bedarf nach einer effektiven Therapie gegen COVID-19 war und ist weiterhin groß.
Deshalb wurden viele Medikamente mit bekannter antiviraler Wirkung auf eine Wirkung
gegen COVID-19 getestet. Nachdem Hydroxychloroquin in vitro und ersten in vivo
Studien vielversprechende Resultate zeigte, starteten weltweit klinische Studien zur
HCQ-Therapie für COVID-19 Patienten.
In Deutschland begann die von der Universität Tübingen initiierte COV-HCQ Studie, in
der die Wirksamkeit von HCQ in hospitalisierten COVID-19 Patienten mit moderatem
Krankheitsverlauf getestet werden sollte.
Bei der Durchführung der Studie fiel auf, dass aufgrund von Vorerkrankungen und
Medikamenten die Mehrheit, der für die Studie voruntersuchten COVID-19 Patienten
nicht an der Studie teilnehmen durften.
In dieser Dissertation wurden retrospektiv die in der Studienpopulation vorgekommen
Krankheiten und Medikamente, bei denen Sicherheitsbedenken bzgl. einer Therapie mit
HCQ vorlagen, analysiert. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Analyse des Risikos
von signifikanten QT-Intervall-Verlängerungen in der Studienpopulation.
Es wurden insgesamt 305 hospitalisierte COVID-19 Patienten für eine Teilnahme an der
COV-HCQ Studie voruntersucht.
Bei 252 Patienten (83%) fiel mindestens ein Ausschlusskriterium an, aufgrund dessen Sie
nicht an der Studie teilnehmen durften. Das häufigste in unserer Studienpopulation
vorgekommenen Ausschlusskriterium war die Einnahme von QT-Intervall verlängernden Medikamenten.
Bei einer weiterführenden Analyse der in unserer Studienpopulationen vorbestehenden
Krankheiten und Medikationen, welche jedoch keine Ausschlusskriterien für eine
Studienteilnahme darstellten, zeigte sich, dass 165 Patienten (54%) mindestens eine
Vorerkrankung aufwiesen, bei der die HCQ-Einnahme mit erhöhten Risiken von
Nebenwirkungen einhergeht. 170 Patienten (56%) nahmen mindestens ein Medikament
ein, bei dem ein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen mit HCQ besteht.
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Insgesamt wiesen somit 93% der voruntersuchten COVID-19 Patienten eine Krankheit
auf oder nahmen ein Medikament ein, aufgrund derer sie nicht an der Studie teilnehmen
durften oder eine erhöhte Gefahr für Neben- oder Wechselwirkungen bestand.
Die Anzahl an Krankheiten und Medikamenten, aufgrund derer eine Einnahme von HCQ
mit erhöhten Risiken verbunden wäre, stieg mit dem Alter.
Des Weiteren zeigte sich, dass durch eine HCQ-Einnahme in unserer Studienpopulation
das Risiko von signifikanten QT-Intervall-Verlängerungen und somit auch das Auftreten
potenziell lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen deutlich gestiegen wäre.
Basierend auf unseren Daten kann man somit von erheblichen Sicherheitsbedenken
bezüglich einer HCQ-Therapie in hospitalisierten COVID-19 Patienten ausgehen.
Speziell bei älteren, multimorbiden COVID-19 Patienten, welche das größte Risiko eines
schweren COVID-19 Verlaufs haben, sind die Sicherheitsbedenken für eine Behandlung
mit HCQ am höchsten.