Inhaltszusammenfassung:
In dieser retrospektiven Studie wurde über einen Zeitraum von 2008 bis 2017 ein
Patientenkollektiv von 48 PatientenInnen mit insgesamt 108 Untersuchungen
aufgenommen. Aufnahmekriterium waren mit APC therapierte
behandlungsbedürftige Angiodysplasien, sowohl isoliert (49 %), als auch im
Rahmen anderer Vorerkrankungen (GAVE-Syndrom (42,3 %), PHG (5,9 %),
Heyde-Syndrom 2,9 %). Die Stichprobe bestand aus 32 männlichen Patienten
und 16 weiblichen Patientinnen. Es wurden sowohl der Stellenwert der APC-Therapie im Rahmen gastrointestinaler Angiodysplasien untersucht, als auch
Risikofaktoren und gemeinsame Merkmale des betroffenen Patientenkollektivs
herausgearbeitet und mittels SPSS statistisch ausgewertet.
In Zusammenschau der erhobenen Daten zeigte sich das männliche Geschlecht
in dieser Studie als nachteilig für den Krankheitsverlauf. Darauf verweist das
Durchschnittsalter, das beim männlichen Geschlecht - zwar nicht signifikant, aber
dennoch auffällig - geringer war als das Behandlungsalter der Frauen (69,52 bei
Frauen vs. 65,68 Jahre bei Männern). Auch in der Darstellung der
Blutungssituation waren die Männer benachteiligt, da sie von der prognostisch
ungünstigeren akuten Blutungssituation (Forrest I) häufiger betroffen waren als
die Frauen (Männer 67 % vs. Frauen 33 %). Die günstigere Variante (Forrest III)
lag hingegen beim weiblichen Geschlecht häufiger vor (Frauen 68,8 % vs.
Männer 53,8 %). Männliche Patienten wiesen zudem eine geringere
Therapieansprechrate auf. Diese wurde anhand des Hämoglobinwertes
untersucht. Beim männlichen Geschlecht zeigte sich nicht nur ein geringerer
Ausgangs-Hb-Wert (bei Aufnahme 7,95 g/dl bei den Männern vs. 8,46 g/dl bei
den Frauen), sondern im Vergleich zu den Frauen auch im Verlauf ein geringerer
Hb-Wert-Anstieg (bei Entlassung 9,16 g/dl bei den Männern vs. 9,85 g/dl bei den
Frauen). Zudem erhielten Männer mit im Durchschnitt drei
Erythrozytenkonzentraten mehr Transfusionen als die Frauen mit 2,59
Erythrozytenkonzentraten. Insgesamt kann mit einem durchschnittlichen Hb-Wert-Anstieg von 1,3 Hb-Punkten im Verlauf des Aufenthaltes in der Universitätsklinik Tübingen jedoch ein Erfolg der durchgeführten APC-Therapien
untermauert werden.
Weiterhin konnte der wichtige Zusammenhang zwischen dem Vorliegen
kardiovaskulärer Risikofaktoren und Angiodysplasien dargestellt werden. So
konnten in 33,7 % ein chronisch fortgesetzter Nikotinkonsum und in 70 % der
Fälle, als häufigste Komorbidität, eine arterielle Hypertonie identifiziert werden.
Hierzu passen auch die vorgestellten Studienergebnisse, die einen möglichen
positiven Zusammenhang therapiebedürftiger Angiodysplasien mit der Einnahme
von ASS implizieren: In unserer Stichprobe lag zwischen den APC-Wiederholungssitzungen mit Einnahme von ASS ein Zeitraum von 237,9 Tagen vs. 117,4 Tagen ohne Einnahme von ASS.
Insgesamt ließ sich so erstaunlicherweise ein eher protektiver Einfluss
antithrombogener Medikamente beobachten. Die durchschnittliche Dauer
zwischen APC-Wiederholungssitzungen war mit Einnahme der Medikamente mit
Einfluss auf die Hämostase mit im Durchschnitt 166,54 Tagen länger als ohne
Einnahme antithrombogener Medikamente (125,69 Tage).
Als limitierend stellt sich in unserer Studie das Fehlen einer Kontrollgruppe und
eine relativ kleine Stichprobe dar. Dennoch konnten in dieser Arbeit einige
interessante Punkte herausgearbeitet werden, die zu weiterer Forschung
anregen sollten.