Inhaltszusammenfassung:
Der in Rohrbach ansässige Gastwirt und Handelsmann Ludwig Spelger gründete 1828 in Rohrbach auf dem Grundstück der heutigen Mühlgasse 7 eine Steinzeug- und Krugfabrik zur Herstellung von Steinzeug Westerwälder Art. 1841 verkaufte Spelger seine Fabrik an die bereits in seiner Töpferei tätigen Mitarbeiter Johannes Remy und Heinrich Jakob Braun. Das Unternehmen firmierte seit dieser Zeit unter dem Namen Braun & Remy. Die beiden Töpfer leiteten den Betrieb zusammen bis zum Tod von Johannes Remy im Jahr 1854. Nach Eintritte seines Sohn Johann Remy in das Unternehmen scheinen sich die Wege der neuen Partner nach und nach zu trennen. 1857 verkaufte Heinrich Braun die ihm gehörenden Anteile an Johann Remy und kaufte sich an der heutigen Insheimerstraße 16 ein Grundstück, auf dem er einen Brennofen errichtete. 1865 wurde die Firma Braun & Remy in gegeseitiger Übereinkunft aufgelöst. In der Folge gab es in Rohrbach die beiden steinzeugproduzierenden Firmen Gebrüder Remy in der heutigen Mühlgasse 7 und die Firma H. Braun in der heutigen Insheimerstraße 16. Nach dem Tode von Johann Remy im Jahr 1888 wurde sein Besitz 1890 zwangsversteigert. Daher endete die Produktion von Steinzeug in der Mühlgasse 7 wahrscheinlich im Todesjahr von Johann Remy, spätestens aber 1890. Die Firma H. Braun ging zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt von Heinrich Jakob Braun an seinen Sohn Heinrich über. Heinrich Braun II. führte das Unternehmen bis 1894. In diesem Jahr überschrieb er seine Firma seinem Sohn Friedrich, der das Firmengrundstück 1895 mit Wirkung zum März 1896 veräußerte. Es ist davon auszugehen, dass in der Firma H. Braun spätestens 1895 die Produktion eingestellt wurde.
Einblicke in die Produktpalette der Rohrbacher Steinzeugtöpfer geben schriftliche Quellen, Werkstattabfälle aus der Mühlgasse und in der Sammlung des Dorfmuseums verwahrte Steinzeugobjekte, die mit einer aussagekräftigen Inschrift versehen sind bzw. deren Objektgeschichte überliefert wurde. Hergestellt wurden die klassisch im landwirtschaftlich überprägten Raum benötigten Gebrauchsgeschirre zur Vorratshaltung/Aufbewahrung, für die Milchwirtschaft, für den Ausschank und die Tierheilkunde. Zudem gehörten Gartenkeramiken zur Produktionspalette. In größerer Menge wurden von allen Rohrbacher Betrieben Baukeramik (Wasserleitungs-, Abtritts-, Dunströhren, Schornsteinaufsätze) gefertigt.