Inhaltszusammenfassung:
Thrombozyten nehmen eine Schlüsselrolle in der Pathophysiologie der koronaren Herzerkrankung ein und Patienten mit erhöhter Plättchenaktivität haben ein gesteigertes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse inne. Jenseits etablierter Marker, wie die Dyslipoproteinämien, treten Lipidveränderungen auch in Thrombozyten der KHK- Patienten auf.
In dieser Studie wurde das thrombozytäre Lipidom einer großangelegten KHK- Population (n=139) mittels ungezielter Massenspektrometrie charakterisiert und Unterschiede zwischen ACS- und CCS-Probanden näher beleuchtet. Zusätzlich wurden weitere Einflüsse wie Medikation und kardiovaskuläre Risikofaktoren auf das Lipidom untersucht. Es erfolgten weiterhin Lipidom-Analysen bezüglich des Zusammenhangs des klinischen Follow-Ups und der myokardialen Schädigung.
Darüber hinaus analysierte diese Studie den Einfluss der signifikant veränderten Lipide auf die Plättchenaktivierung, Aggregation, Thrombusformierung und plasmatische Gerinnung. In dieser Analyse konnte dargestellt werden, dass sieben Glycerophospholipide in ACS- Probanden heraufreguliert und fünfundzwanzig Lipide herabreguliert waren. Unterschiede des Lipidomes zeigten sich ebenfalls unter P2Y12-Inhibitor, Statin- Therapie bzw. vorliegender Dyslipidämie, diese beeinflussten jedoch nicht die Ergebnisse der in Patienten mit ACS veränderten Lipide. Für diese Lipidmarker des ACS konnte weiterführend gezeigt werden, dass die heraufregulierten Lipide mit dem Ausmaß der myokardialen Schädigung korrelieren und diese anhand des Troponins vorhersagen können. In Addition zeigte sich unter Einwirkung der heraufregulierten Lipide, insbesondere durch PC 18:0, eine signifikant gesteigerte Plättchenaktivierung, Aggregation und Thrombusbildung sowie eine verstärkte plasmatische Gerinnung.
Die Studienergebnisse zeigten, dass das thrombozytäre Lipidom im akuten Koronarsyndrom kritisch verändert ist und ACS-Patienten sowie Verstorbene ausschließlich heraufregulierte Glycerophospholipide innerhalb des Lipidoms aufwiesen. Dies impliziert deren Beteiligung an der Akuität der zugrundeliegenden Erkrankung. Hinaufregulierte kurzkettige Lipide, insbesondere PC 18:0, induzierten eine vermehrte Plättchenaktivierung und könnten damit die thrombozytäre Hyperreagibilität im ACS begünstigen.
Als neue Perspektive könnte die Metabolomik, inklusive ihrer Lipidom-Analysen, eine weitere Säule in der Diagnostik der KHK einnehmen. Aufgrund der in dieser Studie demonstrierten, Glycerophospholipid-induzierten, prothrombotischen Effekte, könnte die Bestimmung dieser Lipide hilfreich werden, um Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko zu bestimmen.