Inhaltszusammenfassung:
P. aeruginosa ist einer der bedeutsamsten Erreger von nosokomialen Infektionen, wobei insbesondere eine Blutstrominfektion mit einer hohen Mortalität belastet ist. Besonders sind hierfür immunsupprimierte Patienten gefährdet, beispielsweise nach Stammzelltransplantation oder unter Chemotherapie. Erschwerend kommt hinzu, dass P. aeruginosa Isolate häufig Resistenzen gegenüber verschiedenen Antibiotika aufweisen. P. aeruginosa besitzt eine hohe Anpassungsfähigkeit, ist in der Umwelt weit verbreitet und kommt unter anderem in Duschen, Waschbecken und Toiletten vor. Von diesen kontaminierten, patientennahen Reservoiren geht eine potenzielle Gefahr der Übertragung und nachfolgendener Kolonisationen oder Infektionen des Patienten aus. Ziel dieser Arbeit war es daher, die Häufigkeit einer Übertragung aus diesen Reservoiren auf den Patienten zu ermitteln. Hierfür wurden über einen Studienzeitraum von 10 Monaten Patienten identifiziert, die im Rahmen ihres Krankenhausaufenthaltes neu mit P. aeruginosa kolonisiert wurden. Über einen Abgleich mit den Belegungsdaten wurden die Zimmer und die entsprechenden P. aeruginosa Umweltisolate aus den Sanitäranlagen, in denen sich der Patient bis zu 30 Tagen zuvor aufgehalten hatte, identifiziert.
In dieser Studie wurden 52 Patienten- und 239 Umweltproben eingeschlossen. Sowohl die P. aeruginosa Isolate der Patienten als auch die zugehörigen Umweltisolate wurden Komplettgenom sequenziert, um die phylogenetische Verwandtschaft zwischen den Stämmen zu bestimmen. Zusätzlich wurden die in den Isolaten vorkommenden Resistenzgene über einen Abglich mit einer Resistenzgendatenbank identifiziert.
Eine genom-basierte Phylogenie ermöglichte die Einteilung der insgesamt 291 Stämme in verschiedene phylogenetische Cluster. Hierbei zeigte sich ein sehr heterogenes Verteilungsbild mit insgesamt 27 Clustern, die zwischen 2 und 52 Isolate umfassten. Bei 24 Stämmen konnte kein genetisch verwandtes Isolat gefunden werden. Die phylogenetische Analyse der Isolate zeigte, dass insgesamt 11 Cluster ausschließlich Umweltisolate enthielten, während 4 Cluster nur Patientenisolate umfassten. Den verbleibenden 12 Clustern waren sowohl Patienten- als auch Umweltisolate zu zuordnen. Insgesamt konnten 19 blaVIM-2 Carbapenemase Gene bei 4 Patienten- und 15 Umweltisolaten und ein blaIMP-8 Carbapenemase Gen bei einem Patientenisolat nachgewiesen werden.
Bei den 52 Patientenisolaten waren 15 Singletons, weitere 8 Patientenisolate gehörten zu Clustern, in denen ausschließlich Patientenisolate zugeordnet waren. Zu den verbleibenden 29 Patientenisolaten gab es Umweltisolate in dem jeweiligen Cluster.
Im nächsten Schritt wurde überprüft, ob die Umweltisolate zu dem jeweiligen Patientenisolat gehörten; sprich, ob sich der Patient in den 30 Tagen vor seinem positiven P. aeruginosa Nachweis in einem der Zimmer aufgehalten hatte, in denen das Umweltisolat nachgewiesen worden war. Bei insgesamt nur 6 Patienten (11,5 %) clusterten das Patientenisolat mit dem entsprechenden Umweltisolat, so dass eine Transmission des P. aeruginosa Isolats aus der Umwelt auf den Patienten postuliert werden kann. Diese Zahl ist insgesamt niedriger als erwartet, wobei eine Limitation der Studie darin liegt, dass die Probenentnahmen lediglich eine Momentaufnahme darstellten und womöglich nicht alle im Wasser vorhandenen P. aeruginosa Stämme erfasst werden konnten. Interessanterweise waren 4 der Isolate Carbapenemase bildende P. aeruginosa Stämme.
Abschließend kann man zusammenfassen, dass bei insgesamt 6 von 52 Patienten (11,5 %) gezeigt werden konnte, dass eine Kolonisierung der Patienten mit P. aeruginosa sehr wahrscheinlich auf kontaminierte Sanitäranlagen aus der Patientenumgebung zurückzuführen sind. Bei der Untersuchung von Ursachen von nosokomialen Ausbrüchen sollten die Abwassersysteme in der Patientenumgebung mit in Betracht gezogen werden.