Dissertation ist gesperrt bis zum 01.03.2024 !!
Prophagen sind sehr häufig in S. aureus Isolaten zu finden und stellen einen großen Teil des akzessorischen Genoms dar. Zudem sind sie in der Lage zusätzliche Virulenzeigenschaften auf S. aureus zu übertragen. Prophagen von Staphylokokken werden entsprechend der Ähnlichkeit ihrer Integrase (int) in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Prophagen der Kategorie Sa3int spielen vor allem in Bezug auf Besiedlung und Anpassung an den humanen Wirt eine besondere Rolle. Sie kommen in den meisten von Menschen isolierten S. aureus Stämmen vor, sind jedoch kaum in Tierisolaten zu finden. Zudem tragen Sa3int Prophagen humanspezifische Virulenzgene, die zur Anpassung von S. aureus an den menschlichen Wirt beitragen und dessen Virulenz erhöhen.
Die Ziele dieser Arbeit war es zum einen, wirtsspezifische Unterschiede in der Phagenbiologie aufzuklären und im zweiten Schritt die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen, welche die Wechselwirkung zwischen Bakterien und Phagen regulieren, zu entschlüsseln.
In dieser Arbeit konnte ich zeigen, dass die Biologie von Sa3int Modellphagen (Ф13 und ФN315), speziell in Bezug auf den Stammhintergrund, starke Unterschiede ausweist. Dies deutet darauf hin, dass bislang unzureichend untersuchte bakterielle Faktoren, die Phagenbiologie mit beeinflussen. Im Einzelnen wurden Unterschiede in der spontanen Übertragung von Sa3int Phagen in Ko-Kulturen, in der Lysogenisierung und in der Induktion zwischen den verschiedenen Wirtsstämmen als Zielgröße herangezogen. Die Abweichungen waren auf Unterschiede in der Phagenreplikation zurückzuführen. Die wiederrum durch Unterschiede in der Transkription von lytischen Phagengenen, genauer von im Replikations- und Morphogenesemodul kodierten Genen, begründet waren.
Die Vorhersage von Transkriptionsstartstellen (TSSs) auf Sa3int Prophage Ф13 zeigte ebenfalls stammspezifische Unterschiede. Meiner Meinung nach sind diese eine Konsequenz von Unterschieden in der posttranskriptionellen Prozessierung der mRNAs. Dies deutet darauf hin, dass Genregulation auf Prophagen deutlich komplexer ist, als ursprünglich angenommen wurde und möglicherweise regulatorische sRNAs involviert. Des Weiteren habe ich untersucht, ob die Präsenz von Sa3int Prophagen die Genexpression des Wirtsbakteriums beeinflusst. Differenziellen Genexpressionsanalysen identifizierten mehrere Gene, die in Präsenz des Prophagen ein geändertes Expressionsmuster zeigten. Als Beispiel können Proteasen (wie sspA, sspB und aur) genannt werden. Dies deutet auf eine Anpassung der Expression von Virulenzgenen des Wirtes hin, die möglicherweise Einfluss auf den Kolonisationsprozess hat. Wir haben einen, bioinformatischen Arbeitsablauf etabliert welcher erfolgreich für die erste differentielle Genexpressionsanalyse und somit den direkten Vergleich zweier S. aureus Stämme aus unterschiedlichen klonalen Komplexen angewandt wurde. Mit Hilfe dieses bioinformatischen Ansatzes fanden wir heraus, dass UvrA einen bislang unbekannten Einfluss auf die Phagenreplikation hat. Die vorgelegte Arbeit gibt einen umfangreichen Einblick in die stammspezifischen Unterschiede auf verschiedenen Ebenen des Lebenszyklus von Sa3int Phagen und dessen Interaktion mit dem Wirtsbakterium Staphylococcus aureus.