Ursachen für Beschwerdeentwicklung bei langem Stehen – Hinweise durch die Analyse von Haltungskenngrößen im Bereich der Lendenwirbelsäule, Ermüdung und Koaktivierung der unteren Rücken- und Beckenmuskulatur

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/127069
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1270693
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-68432
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2022-05-13
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Rieger, Monika (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2022-01-25
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Fragestellung: Langes Stehen (zB. im Beruf) kann das Auftreten von Rückenschmerzen begünstigen. Als Ursachen diskutiert werden unter anderem eine verstärkte Lordosebildung der Lendenwirbelsäule (LWS), eine Ermüdung der Rückenmuskulatur sowie eine verstärkte zeitgleiche Aktivierung der Glutealmuskulatur. Die vorliegende Studie untersucht diesbezüglich in einem weitgehend explorativen Ansatz Unterschiede zwischen Personen, die während einer Stehexposition Rückenbeschwerden entwickeln, und denjenigen, die beschwerdefrei bleiben. Es soll weiterhin herausgefunden werden, inwiefern das Auftreten von Rückenbeschwerden durch Gehen reduziert werden kann. Methodik: 18 überwiegend junge Probanden (9♂; 9♀; Ø Alter 27 Jahre) absolvierten in randomisierter Reihenfolge vier 120-minütige Expositionen: Stehen, zwei Geh-Steh-Wechsel mit unterschiedlich großem Gehanteil und Gehen. Dabei wurde die Lordose der LWS durch dreidimensionale gravimetrische Lagesensoren (auf Wirbelköper L1 und S1) erfasst. Die elektrische Aktivität (EA) der Mm. erectores spinae und der Mm. glutei medii wurde mittels Oberflächen-Elektromyographie (OEMG) gemessen sowie die Medianfrequenz (MF) berechnet. Die Beschwerdeintensität im unteren Rücken wurde alle 30 min. mithilfe einer 11- stufigen Likert-Skala erfragt. Anhand der Beschwerdeangaben während des Stehens wurden zwei Gruppen gebildet: die Gruppe der Beschwerdeentwickler (BE) und die Gruppe der nicht-Beschwerdeentwickler (nBE). Es wurden folgende Einflussgrößen auf die Beschwerdeentwicklung untersucht: Änderung der Lordosebildung, Ermüdung der Rückenmuskulatur (Mm. erectores spinae) sowie Aktivierungsmuster bzw. Koaktivierung der Mm. glutei medii. Die Änderung des Lordosewinkels der LWS wurde aus der Differenz der gemessenen Flexionswinkel beider Lagesensoren (in Sagittalebene) berechnet; die muskuläre Ermüdung der Rückenmuskulatur aus der linearen Steigung von EA und MF. Die Aktivierungsmuster der Mm. glutei medii wurden anhand von Histogrammen betrachtet, welche die zeitgleiche Aktivierung des rechten und linken M. gluteus medius darstellen. Außerdem wurden aus den Histogrammdaten Kennwerte zur Symmetrie und Höhe der zeitgleichen Aktivierung berechnet. Ergebnisse: Jeweils neun Probanden konnten aufgrund ihrer Beschwerdeangaben während des Stehens als BE bzw. nBE klassifiziert werden. Je mehr während der Steh-Geh-Wechsel gegangen wurde, desto weniger Rückenbeschwerden traten auf. Während des Gehens waren alle Probanden beschwerdefrei. Es konnte jedoch während aller Expositionen bei beiden Beschwerdegruppen weder eine signifikante Zunahme des Lordosewinkels noch eine Ermüdung der Rückenmuskulatur nachgewiesen werden. Auch die Analyse der Aktivierung der Mm. glutei medii ergab kein Muster und keinen Kennwert, welcher einen Erklärungsansatz für das Auftreten von Beschwerden während des Stehens und deren Abnahme mit zunehmendem Gehanteil liefern. Ein Kennwert wies lediglich in allen Expositionen bei der Gruppe der BE im Vergleich zur Gruppe der nBE auf einen größeren Wertebereich zwischen geringer und hoher Aktivität der Mm. glutei medii hin. Diskussion: Rückenbeschwerden treten bei langem Stehen geschlechterübergreifend bereits bei jüngeren Menschen auf und lassen sich durch Gehen reduzieren. Die diskutierten Ursachen Lordosebildung, Ermüdung der Rückenmuskulatur oder auffällige Aktivierungsmuster bzw. Koaktivierung der Mm. glutei medii konnten in dieser Studie nicht mit der Entstehung von Rückenbeschwerden und deren Reduktion durch Gehen in Zusammenhang gebracht werden. Eine weitere Untersuchung der Aktivierungsmuster der Mm. glutei medii bei einem größeren Kollektiv scheint jedoch sinnvoll.

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