Einfluss negativer Lebenserfahrungen in Kindheit und Jugend auf das Risiko einer späteren Depression: Identifikation epigenetischer Biomarker

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/126503
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1265032
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-67866
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2022-05-02
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Nieratschker, Vanessa (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2022-03-15
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Epigenetik
Depression
Frühkindliche Traumata
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Frühkindliche Traumata und die daraus folgenden Konsequenzen beeinflussen Betroffene lebenslang. Eine erhöhte Anfälligkeit für verschiedene psychische Erkrankungen, darunter vor allem die MDD zählt zu den gravierendsten Folgen von ELA. Diese erhöhte Vulnerabilität bleibt auch Jahre nach Erleben des Traumas bestehen. Auf der Suche nach einem möglichen Erklärungsansatz geriet die Epigenetik stark in den Fokus der Forschung. Epigenetische Modifikationen unterliegen u.a. der Regulierung durch modifizierbare externe Stimuli zu denen auch ELA gehören und stellen somit ein potenzielles Bindeglied im Zusammenspiel zwischen Umweltfaktoren und der Entstehung von Krankheiten dar. Die genomweite Methylierungsanalyse von Nieratschker et al. identifizierte das Gen MORC1 als solchen epigenetischen Marker im Zusammenhang mit ELA und zeigte eine Assoziation des Gens mit dem Auftreten einer MDD. Ziel der vorliegenden Studie war es diese Erkenntnisse mittels insgesamt n=61 peripherer menschlicher Vollblutproben von Probanden mit erlebten ELA und einer Kontrollgruppe zu reproduzieren. Zusätzlich beantworteten die Probanden verschiedene psychometrische Fragebögen, um mögliche Unterschiede in der psychischen Verfassung zu detektieren. Nach Elimination potenzieller Einflussfaktoren zeigten in der Methylierungsanalyse der einzelnen CpG-Sites die CpG-Site Chr3.108838388 und der Mittelwert der drei analysierten CpG-Sites signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Vereinzelt konnten auch signifikante Abwärtstrends der prozentualen Methylierung innerhalb einzelner Kategorien frühkindlicher Traumatisierung nachgewiesen werden. So zeigte sich bei der Auswertung des CTQ ein signifikanter linearer Abfall der prozentualen Methylierung mit steigendem Schweregrad in der Kategorie „Emotionale Vernachlässigung“ für die CpG-Site Chr3.108838388 und den Mittelwert aller analysierten CpG-Sites und bei der Auswertung des CECA.Q zeigt sich die CpG-Site Chr3.108838285 signifikant geringer methyliert bei Probanden, die sexuellen Missbrauch erlebten. Deckungsgleich mit der Literatur scheint schwerer sexueller Missbrauch mitunter die größte Auswirkung auf die prozentuale Methylierung der CpG-Site Chr3.108838285 zu haben. Auch der Verlust eines Elternteils und starke Antipathie der Mutter führt in der vorliegenden Kohorte zu einer signifikant geringeren prozentualen mittleren Methylierung. Angesichts dieser Ergebnisse könnten die CpG-Sites Chr3.108838388, Chr3.108838285 oder der Mittelwert der Methylierung der drei analysierten CpG-Sites somit einen möglichen peripheren Proxymarker für das Erleben frühkindlicher Traumata oder das Erleben spezifischer frühkindlicher Traumata darstellen. Somit können bisherige Vermutungen, dass es sich bei MORC1 um einen peripheren Indikator von ELA handeln könnte für zwei der untersuchten CpG-Sites und den Mittelwert aller analysierten CpG-Sites belegt werden. Die gefundene Assoziation des Gens mit depressiver Symptomatik kann in der vorliegenden Studie ebenfalls statistisch belegt werden. Die CpG-Site Chr3.108838285 ist bei Probanden mit vermehrter depressiver Symptomatik signifikant geringer methyliert als bei Probanden mit wenig depressiver Symptomatik. Außerdem zeigt sich eine signifikante negative Korrelation zwischen der prozentualen Methylierung dieser CpG-Site und steigendem Schweregrad depressiver Symptomatik im BDI-II. Dies suggeriert einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten depressiver Symptomatik und der spezifischen Methylierung des Gens MORC1. Das Gen MORC1 könnte somit möglicherweise als peripherer Proxymarker für das Erleben von frühkindlichen Traumata dienen und gleichzeitig auf Vulnerabilität des Kandidaten bezüglich einer Depression hindeuten. Aufgrund kleiner Fallzahlen dieser Studie, zum Teil fehlenden Informationen bezüglich potenzieller Einflussfaktoren der Epigenetik und aufgrund zum Teil widersprüchlicher Ergebnisse mit vorangehenden Studien ist tiefergehende Forschung mit zusätzlichen Datensätzen und größeren Fallzahlen unabdingbar. Probanden mit ELA erreichten in allen psychometrischen Skalen signifikant höhere Summenwerte: Sie zeigten vermehrt depressive Symptomatik, die Symptome einer Angststörung, eine vermehrte Stressanfälligkeit, sowie eine höhere grundsätzliche psychische Belastung.  

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