Inhaltszusammenfassung:
In den letzten Jahrzehnten hat sich durch das Hinzukommen verschiedener zusätzlicher Therapieoptionen (Mukolytische Therapie, (inhalative) Antibiotikatherapien, CFTR-Modulatoren) sowie der Möglichkeit der frühzeitigen Diagnostik auf Mukoviszidose im Rahmen des Neugeborenenscreenings die Lebenszeit eines CF-Patienten/in deutlich verbessert.
Eine pulmonale Besiedlung und folgende Infektion mit Pseudomonas aeruginosa trägt durch verschiedene Pathogenitätsfaktoren des Bakteriums zum Verlust der Lungenfunktion bei und eine Eradikation im chronischen Stadium zeigt sich erschwert.
Eine wachsende Anzahl an inhalativ applizierbaren Antibiotikatherapien steht zur Auswahl und wird, häufig im Wechsel miteinander, genutzt. Kontrollierte klinische Studien zur Wirksamkeit der wechselnden Therapien fehlen zumeist. Zweifachinhalationen synergistisch wirkender Antibiotikaklassen, wie sie bereits seit vielen Jahren in der systemischen Therapie angewandt werden, kommen nur selten zum Einsatz und Studien zu deren Wirksamkeit gibt es kaum.
In der Vorgängerstudie der vorliegenden Arbeit konnte ein Vorteil der Kombinationstherapie der beiden in der CF-Therapie gut bekannten Antibiotika Tobramycin und Colistin in vitro, im Mausmodell und im Rahmen einer kleinen Pilotstudie gezeigt werden. Die hier vorgestellte klinische Studie verfolgte das Ziel die vor beschriebenen Ergebnisse anhand einer größeren Patientenkohorte zu bestätigen und die Sicherheit der Therapie zu überprüfen.
Die 26 Patienten/innen im Jugend- und Erwachsenenalter wurden in eine der beiden Therapiegruppen randomisiert und erhielten die Studienmedikation unverblindet. In vierwöchigen Abständen wurde ein möglicher Therapieerfolg anhand der gewachsenen Menge an KBE/ml des Pseudomonas aeruginosa im Sputum der Patienten/innen und anhand der Lungenfunktion gemessen. Der primäre Endpunkt einer signifikanten Reduktion der KBE/ml des Pseudomonas aeruginosa nach 28-tägiger Therapie, wie er in der Vorläuferstudie gezeigt wurde, konnte nicht bestätigt werden, sodass die Studie nach Zwischenanalyse gemäß der biometrischen Planung abgebrochen werden musste. Ein Erfolg zeigte sich jedoch am Ende der Therapie mit einer deutlichen Verbesserung der Lungenfunktion an Tag 112 in der Colistin-Tobramycin-Gruppe im Vergleich zur Colistin-Gruppe. Ebenso kam es zu weniger Therapiewechslern in der Colistin-Tobramycin-Gruppe und diese kann als sichere Therapie eingestuft werden. Die monozentrisch durchgeführte Studie schloss eine kleine Kohorte an CF-Patienten/innen ein, sodass sich eine differenzierte Betrachtung der Ergebnisse als erschwert zeigte.
Durch die Anwendbarkeit im häuslichen Setting, der Möglichkeit eine hohe lokale Wirkdosis bei geringen systemischen Nebenwirkungen zu erzielen, eine zunehmende Auswahl an verschiedenen inhalativen Antibiotikaklassen und Zunahme der Applikation als Trockenpulver zeigt die inhalative Gabe von Antibiotika viele Vorteile auf, welche zu einer besseren Compliance der Patienten/innen führen.
Langzeitstudien zeigen den Erfolg der Modulatorentherapie in der Reduktion des Pseudomonas aeruginosa auch bei chronischer Besiedlung und neueste Kombinationen aus CFTR-Korrektoren und -Potentiatoren zeigen einen großen Erfolg in der klinischen Verbesserung, gemessen an der Lungenfunktion, Exazerbationsraten und Reduktion des Schweißchloridwertes. Dennoch wird die antibiotische Therapie auch in Zukunft eine bedeutende Rolle im Kampf gegen Pseudomonas aeruginosa spielen, nicht zuletzt, da zurzeit noch nicht alle Kombinationen an CFTR-Mutationen durch die Modulatoren therapiert werden können.
Um die Wirksamkeit der zur Verfügung stehenden Antibiotikaklassen effektiv zu nutzen und möglichst eine Resistenzentwicklung und unnötigen Selektionsdruck auf das Mikrobiom der Lunge zu reduzieren, sollte die synergistische Wirkung einzelner Antibiotikaklassen weiter geprüft und anhand klinischer Studien am Patienten/in verifiziert werden. So soll die chronische Besiedlung mit Pseudomonas aeruginosa reduziert werden, welche weiterhin eine Hauptursache von Morbidität und Mortalität bei Patienten/innen mit Cystischer Fibrose darstellt.