Der Functional-Reach-Test in einer Kohorte von 1100 Personen mit und ohne Risikofaktoren für Neurodegeneration: Einflussfaktoren, Cut-off-Werte und Assoziation mit klinischen Symptomen und Sturzrisiko

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/126144
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1261449
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-67507
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2022-04-08
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Maetzler, Walter (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2021-12-08
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Funktionelle Reichweite
functional reach test
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Im Rahmen des zunehmenden demographischen Wandels unserer Gesellschaft und des damit steigenden Alters der Menschen nehmen die chronischen Erkrankungen und, damit verbunden, die Belastungen für das Gesundheitssystem stark zu. Umso mehr sind Früherkennung und Risikoeinschätzungen mit anschließend gezielten therapeutischen Maßnahmen wichtige Strategien der medizinischen Forschung. Der in dieser Arbeit vorgestellte FRT stellt eine einfache Messmethode dar, der aufgrund stabiler Gütekriterien und einem etablierten Einsatzbereich einen Beitrag dazu leisten kann. In dieser Arbeit wurden an einer großen Kohorte bereits in der Literatur berichtete Einflussfaktoren des Testes nochmals evaluiert, und neue, potentiell interessante Faktoren mitberücksichtigt. Zusätzlich wurde überprüft, ob eine Sturzrisikoeinschätzung entsprechend der Einteilung durch die Testbegründerin auch auf jüngere Probanden angewendet werden kann. Es konnten zahlreiche Einflussfaktoren bestätigt und zudem weitere, besonders das muskuloskelettale System betreffende, Faktoren, die die Varianz des FRT erklären können, gefunden werden. Eine Differenzierung zwischen primär die Kognition betreffenden Faktoren und primär muskuloskelettale Einflüssen konnte jedoch in dieser Arbeit aufgrund des Studiendesigns nicht detailliert herausgearbeitet werden. Die hier betrachteten Faktoren beeinflussen sich mutmaßlich untereinander und zudem bleibt, bei etwa 30% aufgeklärter Varianz, ein großer Anteil, der durch in dieser Arbeit offensichtlich nicht berücksichtigte Parameter erklärt werden kann. Im Hinblick auf den Nutzen des FRT für die Früherkennung von neurodegenerativen Erkrankungen kann damit keine abschließende Antwort gegeben werden. Aufgrund der bereits evaluierten zahlreichen Einflussfaktoren muss nach jeder Änderungen der funktionellen Reichweite zunächst jeder einzelne Einflussfaktor hinsichtlich Progress und Stabilität evaluiert werden, um im Anschluss Rückschlüsse auf die mögliche Abnahme der funktionellen Reichweite ziehen zu können. Weitere Modifikationen des FRT könnten die Sensitivität und Spezifität für Erkennung von Gleichgewichtsstörungen, neurodegenerativen Erkrankungen und Prädiktion von Stürzen möglicherweise verbessern. Somit sollte ein zielgerichteter FRT etabliert werden, um die wirkliche funktionelle Reichweite am „limit of stabilitiy“ zu messen. Weiterhin ist die Evaluation der angewendeten Bewegungsstrategie und deren Änderung bei gleichbleibender funktioneller Reichweite mutmaßlich eine viel früher zu erkennende Veränderung, die bereits mögliche krankheitsbedingte körperliche Beeinträchtigungen aufzeigt. Die Bewegungsstrategie, die während des FRT angewendet wird, sollte daher erkannt und dokumentiert werden. Hinsichtlich der Sturzrisikostratifizierung konnte in dieser Arbeit bei retrospektiver Betrachtung gezeigt werden, dass bei Probanden mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren bei einer funktionellen Reichweite von 25,4 cm und weniger die Wahrscheinlichkeit, in den vergangenen 24 Monaten zwei oder mehrmals gestürzt zu sein, um den Faktor 1,84 erhöht war. Damit weisen auch unsere Daten auf einen Zusammenhang zwischen verminderter FR und erhöhtem Sturzrisiko hin. Diese Ergebnisse bestätigen die von Duncan 1992 erhobenen Daten und zeigen, dass eine Anwendung der Cut-off-Werte auch bei im Mittel zehn Jahre jüngeren Probanden sinnvoll ist. Wichtig ist zu betonen, dass ein einzelner Sturz in 24 Monaten keinen Einfluss auf die funktionelle Reichweite hat und damit eine Evaluation des weiteren Risikos erst bei wiederholten Stürzen möglich ist. Hier könnte eine Analyse der Bewegungsstrategien hinsichtlich vorteilhafter versus risikobehafteter Bewegung ebenfalls hilfreich sein um ggf. eine verbesserte Sturzvorhersage treffen zu können. Schlussendlich kann mit dieser Arbeit eine umfassende Aussage über die möglichen Einflussfaktoren des FRT nicht getroffen werden, jedoch zeigt sie eindeutig das Potenzial des FRT und die möglichen Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen. Die Daten zur Evaluation der Bewegungsstrategien liegen bereits vor und sollten hinsichtlich ihres Einflusses auf den Test geprüft werden.

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