Inhaltszusammenfassung:
In dem Dissertationsprojekt wurde die Forschungsfrage untersucht, ob es strukturelle Einflüsse an Hochschulen auf die Performanz von Studierenden gibt. Einzelne Forschungsliteratur gab Hinweise darauf, dass Ansichten einer Hochschule über die Zukunft ihrer Studierenden bei der strukturellen Ausrichtung einer Hochschule eine Rolle spielen könnten (Graham et. al., 2013; Kahu, 2013; Kuh, 2009; O’Connor et. al., 2010; Stepanyan et. al., 2013). Als Forschungsgegenstand wurden die unabhängigen Variablen theoretische Perspektive von Forschern auf Lernen in Lernszenarien mit digitalen Medien, sowie Ausrichtung von Studium und Lehre in der Selbstdarstellung einer Hochschule verwendet. Mit Hilfe von drei Studien (strukturierte Literaturanalyse und experimentelle Studien) wurden Zusammenhänge und Regelmäßigkeiten der unabhängigen Variablen mit der Performanz von Studierenden (AV Messung von Lernergebnissen, AV Studierendenengagement) unter Berücksichtigung des regulatorischen Fokus (Promotionsfokus und Präventionsfokus) untersucht.
Die strukturierte Literaturanalyse zeigte, dass Forscher heterogene Variablen zur Messung von Lernergebnissen verwendeten. In bestehenden Studien wurden sieben Kategorien für Lernergebnisse in digitalen Lernszenarien identifiziert: Selbstbericht, beobachtbares Verhalten, lernbezogene Fertigkeiten, Elaboration, digitale Aktivität, Eigeninitiative und soziale Interaktion. Die Überprüfung des Zusammenhangs der theoretischen Forschungsperspektiven (individuell vs. sozial) mit den verwendeten Variablen zur Messung von Lernergebnissen ergab signifikante Unterschiede. Forscher mit einer individuellen Perspektive verwendeten Elaboration zur Operationalisierung von Lernergebnissen signifikant häufiger als Forscher mit einer sozialen Perspektive. Forscher mit einer sozialen Perspektive hingegen verwendeten soziale Interaktion zur Operationalisierung von Lernergebnissen signifikant häufiger als Forscher mit einer individuellen Perspektive.
In den experimentellen Studien wurde Studierendenengagement über die individuellen Komponenten Emotionen, Verhalten, und Kognition gemessen. Die Überprüfung der Bedeutung der Selbstdarstellung einer Hochschule (Chancen vs. Verpflichtungen) für Studierendenengagement zeigte unterschiedliche Ergebnisse. Unter Berücksichtigung des chronischen regulatorischen Fokus ergab sich ein Regulatory Fit von der Selbstdarstellung einer Hochschule und dem regulatorischen Fokus einer Person hinsichtlich Studierendenengagement für Emotion, Verhalten, und Kognition. Die Manipulation des situativen regulatorischen Fokus dagegen führte zu Haupteffekten. Emotionen und Verhalten von angehenden Studierenden waren signifikant abhängig von der Selbstdarstellung einer Hochschule.
Die Ergebnisse des Projektes sind ein Beleg für die Annahme, dass strukturelle Einflüsse an Hochschulen die Performanz von Studierenden beeinflussen. Erstens gibt es Hinweise darauf, dass Variablen, die für die Bestimmung von Lernergebnissen der Studierenden in digitalen Lernszenarien verwendet werden, mit der Perspektive von Forschern zusammenhängen. Zweitens scheint der situationsbedingte Kontext an einer Hochschule, der sich in der Selbstdarstellung einer Hochschule widerspiegelt, Auswirkungen auf Studierendenengagement zu haben. Die Selbstdarstellung interagierte teilweise mit dem regulatorischen Fokus der Teilnehmer. Insgesamt ist weiterführende Forschung empfehlenswert, um die gefundenen Mechanismen detailliert vorherzusagen. Das Dissertationsprojekt verwendet in den Studien vielversprechende Ansätze, wie die strukturelle Ausrichtung an einer Hochschule gestaltet werden könnte, damit sie für die Entwicklung der Lernenden von Bedeutung ist.