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Im Verlauf der letzten Jahrzehnte stieg die Inzidenz vieler Hauttumore, v.a. in der hellhäutigen Bevölkerung, rasch an. Einhergehende mit der Zunahme der Inzidenz dieser Tumorerkrankungen und dem Erscheinen neuer Therapieoptionen für Patienten mit fortgeschrittenen Malignitäten der Haut, wuchs über den Verlauf der letzten Jahre stetig die Notwendigkeit an spezialisierten, multidisziplinären Zentren. Wie u.a. die Daten der Deutschen Krebsgesellschaft zeigen, spielen innerhalb dieser Zentren die interdisziplinären Tumorkonferenzen eine wichtige Rolle in der Entscheidung über das weitere therapeutische und diagnostische Vorgehen.
Die vorliegende Studie analysiert die Veränderungen innerhalb der interdisziplinären Hauttumorkonferenz Tübingen im Zeitalter moderner Systemtherapeutika. Hierbei soll v.a. gezeigt werden, inwieweit sich das Profil der Hauttumorkonferenz Tübingen bezogen auf die Therapieentscheidungen und die vorgestellten Hauptdiagnosen über die Jahre veränderte.
Ausgewertet wurden alle in Excel dokumentierten Patientenvorstellungen, welche eine Empfehlung bezüglich des weiteren Vorgehens über die Hauttumorkonferenz Tübingen über die Jahre 2010-2017 erhielten. Dabei wurden die dokumentierten Vorstellungen der Patienten mit fortgeschrittenen malignen Melanomen, Basalzellkarzinomen, Plattenepithelkarzinomen, Merkelzellkarzinomen, Lymphomen, Sarkomen oder anderen selteneren Hauttumoren berücksichtigt. Dies umfasst eine Population von 2929 Patienten, während insgesamt 7293 Vorstellungen dokumentiert wurden.
Der Großteil der vorgestellten Patienten war männlich (57%), wobei das Durchschnittsalter bei 65 Jahren lag. Erwartungsgemäß konnte gezeigt werden, dass das maligne Melanom mit durchschnittlich ca. 80% die am häufigsten vorgestellte Tumorerkrankung im Beobachtungszeitraum war. Gleichzeitig kann festgehalten werden, dass auch immer häufiger Patienten mit nicht-melanozytären Hauttumoren, wie dem Plattenepithelkarzinom oder dem Basalzellkarzinom, als Hauptdiagnose in der Tumorkonferenz diskutiert wurden.
Wie in der vorliegenden Studie außerdem gezeigt werden konnte, kam es über den Beobachtungszeitraum v.a. im Bereich der Systemtherapeutika zu einer deutlichen Veränderung in der Therapieempfehlung. Es konnte gezeigt werden, dass die Chemotherapie insgesamt stark an Bedeutung verlor: Während im Jahr 2010 bei mehr als 20% der Patienten die Durchführung einer Chemotherapie empfohlen wurde, erhielten im Jahr 2017 weniger als 5% diese Empfehlung ausgesprochen. An Stelle der Chemotherapie rückte die Immuntherapie und die zielgerichtete Therapie. Zusammen umfassten sie im Jahr 2017 knapp 40% aller Therapieempfehlungen. V.a. die Immuntherapie scheint als Therapieoption eine zunehmend wichtige Rolle in der Behandlung verschiedener fortgeschrittener Hauttumore zu spielen.
Diese Beobachtungen werden durch die verfügbare Datenlage gestützt, welche eine teils deutliche Verbesserung der Ansprech- und Überlebensraten der Immmun- und zielgerichteten Therapie im Vergleich zu den bisher verfügbaren Systemtherapien verzeichnet. In Verbindung mit der teils hervorragenden Verträglichkeit der neuen Systemtherapeutika ist ein neues und vielversprechendes Therapiefeld zur Behandlung von verschiedenen Hauttumoren entstanden.
Während es im Bereich der Systemtherapeutika zu großen Verschiebungen über die Jahre kam, konnte gleichzeitig gezeigt werden, dass andere Therapiemodalitäten, wie die operative Sanierung oder die Strahlentherapie, nach wie vor ein häufig eingesetztes therapeutisches Mittel darstellen. Gerade hierdurch ist die Wichtigkeit eines interdisziplinären Vorgehens begründet, da nur so eine optimale und umfangreiche Versorgung der Patienten mit fortgeschrittenen Malignitäten der Haut gewährleistet werden kann. |
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