Inhaltszusammenfassung:
Einleitung:
Atypische Mykobakterien sind ubiquitär vorkommend. Aufgrund der steigenden
Lebenserwartung von CF-Patienten, die häufig mit einer Vielzahl struktureller
Lungenveränderungen einhergeht, gewinnen NTM-Infektionen in diesem
Patientenspektrum zunehmend an Bedeutung. Ziel dieser Arbeit ist es, durch
Vergleiche der Krankheitsverläufe von CF-Patienten mit und ohne NTM-Infektion
prädisponierende Faktoren zu identifizieren. Der Einfluss von NTM auf die
Lungenfunktion sowie radiologische Veränderungen durch NTM sollen erkannt
und die Therapieeffektivität evaluiert werden.
Methoden:
Unter Beachtung der Zuordnungskriterien (Alter, Geschlecht, Lungenfunktion,
Pseudomonas aeruginosa-Besiedlung) wurden 47 NTM positiven CF-Patienten
aus 6 süddeutschen CF-Ambulanzen Kontrollpatienten zugeordnet. Für das
Gesamtkollektiv wurden die Parameter CFTR-Mutation, Leitkeime, Klinikaufenthalte, i.v. Antibiosen, Screening-Untersuchungen, sowie ABPA und CFRD
erhoben. Weitergehend wurde der Verlauf von Lungenfunktionen, BMI und
Vitamin D-Werten sowie radiologische Veränderungen beschrieben. Für NTMpositive Patienten wurden darüber hinaus folgende Parameter erfasst: NTMUnterart, Resistenzspektrum, Anzahl positiver Sputumproben, antibiotische
Therapie und deren UAW, Behandlungsbeginn, Behandlungsdauer sowie
gegebenenfalls die Dauer bis zur Konversion.
Ergebnisse:
Die NTM- und Kontrollgruppe unterschied sich nicht bezüglich Mutationsstatus,
Leitkeimen, ambulanter und stationärer Klinikaufenthalte, i.v. Antibiosen, CFRD,
ABPA, BMI sowie Vitamin D-Wert. Radiologische Veränderungen, die häufiger in
der NTM-Gruppe auftraten, waren im Jahr vor NTM-Nachweis vergrößerte
Lymphknoten (p = 0,044), zum Zeitpunkt des NTM-Nachweises und am Ende der
Datenerhebung Nodi / Noduli (p = 0,023 und p = 0,020). Die Lungenfunktion der NTM-Patienten wurde signifikant von der Zeit beeinflusst (p = 0,002), in der Kontrollgruppe dagegen verschlechterte sich diese im Verlauf nicht. In der NTM-Gruppe betrug die Lungenfunktion zu Beobachtungsbeginn 68,4% und verschlechterte bis zum Ende der Datenerhebung bei NTM-Patienten ohne Sputumkonversion auf 60,2%, bei Patienten mit Konversion lediglich auf 67,2%. In der NTM-Gruppe wurde bei 52% die Unterart MAC, bei 46% die Unterart MABSC und bei 2% M. chelonae nachgewiesen. MAC wies Resistenzen allein gegen die Antibiotika Moxifloxacin und Linezolid auf, MABSC dagegen zeigte sich resistent gegen die Mehrzahl der Antibiotika. 52% der NTM-Patienten wurden aufgrund ihrer Infektion behandelt. Die Therapiedauer unterschied sich signifikant zwischen MAC- und MABSC-Patienten, sie betrug für MAC-Patienten 14 Monate, für MABSC-Patienten hingegen 18 Monate (p = 0,003). UAW unter Therapie traten bei einem Drittel der NTM-Patienten auf, am häufigsten gastrointestinale Beschwerden. Die Behandlung der MAC-Patienten folgte weitgehend den Empfehlungen der Leitlinien, wohingegen bei der MABSC-Therapie häufig Abweichungen beobachtet wurden. Eine Sputumkonversion konnte häufiger bei MAC- als bei MABSC-Patienten erreicht werden (76,9% vs. 47,8%; p = 0,035).
Diskussion und Schlussfolgerung:
Das Spektrum der CF-relevanten Erreger hat sich um eine neue Gruppe, die
atypischen Mykobakterien, erweitert. Atypische Mykobakterien verschlechtern
die Lungenfunktion der CF-Patienten maßgeblich, daher ist eine Behandlung der
NTM-PD bei CF-Patienten zwingend erforderlich. Eine leitliniengerechte
Therapie gestaltet sich oftmals aufgrund Resistenzen und oder Nebenwirkungen
herausfordernd, sodass prospektive Studien zur Therapie von NTMErkrankungen insbesondere bei CF-Patienten notwendig erscheinen.