dc.description.abstract |
Bei der Adipositas handelt es sich um eine chronische Krankheit die v.a. in den Industriestaaten erhebliche gesundheitliche Folgen mit eingeschränkter Lebensqualität, sowie hohem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verursachen kann. Eine frühe Intervention wäre daher sinnvoll, Behandlungsangebote sind jedoch nur in unzureichendem Maße vorhanden.
Beim VIADUKT I-Programm (Verhaltensintervention bei Adipositas am Uniklinikum Tübingen) handelt es sich um ein Angebot der Plattform Adipositas des Universitätsklinikums Tübingen für adipöse Patient/innen. In Zusammenarbeit mit mehreren verschiedenen Fachbereichen wird ein interdisziplinäres, multimodales, konservatives Abnehmprogramm angeboten. Das Programm basiert auf 3 Säulen: Ernährungsberatung, Psychoedukation und Bewegungstherapie, entsprechend den S3-Leitlinien zur Behandlung der Adipositas. Die Patient/innen werden für 6 Monate im Programm betreut mit dem Ziel einer langfristigen Gewichtsreduktion um 5-10% des Ausgangsgewichtes und einer Steigerung der Lebensqualität. An der Längsschnittstudie nahmen 70 Teilnehmer/innen mit Adipositas ≥ II° (BMI >35 kg/m2) teil. Über Fragebögen am Anfang und Ende des Kurses sollte das Angebot wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Ziel waren dabei: Ermittlung von Prädiktoren, welche Patient/innen vom Programm profitieren und welche alternativen Angebote brauchen, sowie zu ermitteln, welche Kursinhalte besonders effektiv waren und vertieft werden sollten.
Die Ergebnisse zeigten, dass 68,1% der Teilnehmer/innen keine Gewichtsreduktion um 5-10% des Ausgangsgewichtes erzielen konnten. Es wurde eine durchschnittliche Gewichtsreduktion um 3,4kg erzielt. Die psychische und physische Lebensqualität konnte innerhalb des Kurses nicht signifikant beeinflusst werden. Psychischen Komorbiditäten hatten unabhängig von deren Schweregrad keinen Einfluss auf den Erfolg. Daher sollte eine psychische Komorbidität kein Ausschlusskriterium für die Teilnahme am Programm sein. Bezüglich des Essverhaltens zeigte sich, dass eine bessere Esskontrolle zu einer besseren Gewichtsabnahme führte. Wichtig für den Erfolg des Programms scheint die Motivation der Patienten zu sein. Patient/innen die sich von Anfang an bariatrisch operieren lassen wollten, konnten signifikant weniger Gewicht reduzieren als Teilnehmer/innen, die sich nicht operieren lassen wollten. In Zukunft sollte vor Beginn des Kurses die Motivation der Patient/innen überprüft werden, um sie in unterschiedlichen Kursen unterzubringen und die Inhalte dementsprechend für den Bedarf zu optimieren.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich bei dem VIADUKT I-Programm um einen wichtigen Bestandteil der Grundversorgung adipöser Patient/innen handelt. Jedoch könnten die Kursergebnisse durch ein verlängertes, strukturiertes Nachsorgeprogramm und besser kontrolliertes Sportprogramm (Verwendung digitaler Technologien) noch weiter optimiert werden. Aktuell ist eine Aussage über eine langfristige Gewichtsreduktion aufgrund der Datenlage bei kleiner Stichprobe nicht möglich. Hieraus ergibt sich eine mögliche Folgearbeit. |
de_DE |