Inhaltszusammenfassung:
Das übergeordnete Ziel meiner Arbeit an dieser Dissertation
war ein besseres Verständnis des Zusammenhangs
von mentalen Modellen
und den zugrundeliegenden Prinzipien,
die zur Selbstorganisation neuronaler Verschaltung führen.
Die Dissertation besteht aus vier individuellen Publikationen,
die dieses Ziel aus unterschiedlichen Perspektiven angehen.
Während die Selbstorganisation von Sparse-Coding-Repräsentationen
in neuronalem Substrat
bereits ausgiebig untersucht worden ist,
sind viele Forschungsfragen dazu,
wie Sparse-Coding für höhere, kognitive Prozesse genutzt werden könnte
noch offen.
Die ersten zwei Studien,
die in Kapitel 2 und Kapitel 3 enthalten sind,
behandeln die Frage,
inwieweit Repräsentationen, die mit Sparse-Coding entstehen,
mentalen Modellen entsprechen.
Wir haben folgende Selektivitäten
in Sparse-Coding-Repräsentationen identifiziert:
mit Stereo-Bildern als Eingangsdaten
war die Repräsentation selektiv für die Disparitäten von Bildstrukturen,
welche für das Abschätzen der Entfernung der Strukturen zum Beobachter genutzt werden können.
Außerdem war die Repräsentation selektiv für die die vorherrschende Orientierung in Texturen,
was für das Abschätzen der Neigung von Oberflächen genutzt werden kann.
Mit optischem Fluss von Eigenbewegung als Eingangsdaten
war die Repräsentation selektiv für die Richtung der Eigenbewegung
in den sechs Freiheitsgraden.
Wegen des direkten Zusammenhangs der Selektivitäten mit physikalischen Eigenschaften
können Repräsentationen, die mit Sparse-Coding entstehen,
als frühe sensorische Modelle der Umgebung dienen.
Die kognitiven Prozesse hinter räumlichem Wissen
ruhen auf mentalen Modellen, welche die Umgebung representieren.
Wir haben in der dritten Studie,
welche in Kapitel 4 enthalten ist,
ein topologisches Modell zur Navigation präsentiert,
Es beschreibt einen dualen Populations-Code,
bei dem der erste Populations-Code Orte anhand von Orts-Feldern (Place-Fields) kodiert
und der zweite Populations-Code Bewegungs-Instruktionen,
basierend auf der Verknüpfung von Orts-Feldern, kodiert.
Der Fokus lag nicht auf der Implementation in biologischem Substrat
oder auf einer exakten Modellierung physiologischer Ergebnisse.
Das Modell ist eine biologisch plausible, einfache Methode zur Navigation,
welche sich an einen Zwischenschritt emergenter Navigations-Fähigkeiten
in einer evolutiven Navigations-Hierarchie annähert.
Unser automatisierter Test der Sehleistungen von Mäusen,
welcher in Kapitel 5 beschrieben wird,
ist ein Beispiel von Verhaltens-Tests
im Wahrnehmungs-Handlungs-Zyklus (Perception-Action-Cycle).
Das Ziel dieser Studie war die Quantifizierung des optokinetischen Reflexes.
Wegen des reichhaltigen Verhaltensrepertoires von Mäusen
sind für die Quantifizierung viele umfangreiche Analyseschritte erforderlich.
Tiere und Menschen sind verkörperte (embodied) lebende Systeme
und daher aus stark miteinander verwobenen Modulen oder Entitäten zusammengesetzt,
welche außerdem auch mit der Umgebung verwoben sind.
Um lebende Systeme als Ganzes zu studieren
ist es notwendig Hypothesen,
zum Beispiel zur Natur mentaler Modelle,
im Wahrnehmungs-Handlungs-Zyklus zu testen.
Zusammengefasst erweitern die Studien dieser Dissertation
unser Verständnis des Charakters früher sensorischer Repräsentationen als mentale Modelle,
sowie unser Verständnis höherer, mentalen Modellen für die räumliche Navigation.
Darüber hinaus enthält es ein Beispiel
für das Evaluieren von Hypothesn im Wahr\-neh\-mungs-Handlungs-Zyklus.
Abstract:
The superordinate aim of my work towards this thesis
was a better understanding
of the relationship between mental models
and the underlying principles that lead to the self-organization
of neuronal circuitry.
The thesis consists of four individual publications,
which approach this goal from differing perspectives.
While the formation of sparse coding representations in neuronal substrate
has been investigated extensively,
many research questions
on how sparse coding may be exploited for higher cognitive processing
are still open.
The first two studies,
included as chapter 2 and chapter 3,
asked to what extend representations obtained with sparse coding
match mental models.
We identified the following selectivities in sparse coding representations:
with stereo images as input,
the representation was selective for the disparity of image structures,
which can be used to infer the distance of structures to the observer.
Furthermore, it was selective to the predominant orientation in textures,
which can be used to infer the orientation of surfaces.
With optic flow from egomotion as input,
the representation was selective to the direction of egomotion
in 6 degrees of freedom.
Due to the direct relation between selectivity and physical properties,
these representations, obtained with sparse coding,
can serve as early sensory models of the environment.
The cognitive processes behind spatial knowledge
rest on mental models that represent the environment.
We presented a topological model for wayfinding
in the third study,
included as chapter 4.
It describes a dual population code,
where the first population code encodes places
by means of place fields,
and the second population code encodes motion instructions
based on links between place fields.
We did not focus on an implementation in biological substrate
or on an exact fit to physiological findings.
The model is a biologically plausible, parsimonious method for wayfinding,
which may be close to an intermediate step
of emergent skills in an evolutionary navigational hierarchy.
Our automated testing for visual performance in mice,
included in chapter 5,
is an example of behavioral testing in the perception-action cycle.
The goal of this study was to quantify the optokinetic reflex.
Due to the rich behavioral repertoire of mice,
quantification required many elaborate steps of computational analyses.
Animals and humans are embodied living systems,
and therefore composed of strongly enmeshed modules or entities,
which are also enmeshed with the environment.
In order to study living systems as a whole,
it is necessary to test hypothesis,
for example on the nature of mental models,
in the perception-action cycle.
In summary,
the studies included in this thesis
extend our view on the character of early sensory representations
as mental models,
as well as on high-level mental models
for spatial navigation.
Additionally it contains an example
for the evaluation of hypotheses in the perception-action cycle.