Inhaltszusammenfassung:
Im Rahmen der Studie zur Erstellung eines UKT-spezifischen, gesunden
Normkollektives, wurden 30 Probanden zwischen 20 und 70 Jahren, mit gleichem
Anteil von Frauen und Männern, rekrutiert. Nach klinischer Untersuchung des
Gesundheitszustandes wurden die Probanden am 3T-MRT-Scanner gemessen. Die
MRT-Daten wurden von zwei Ärzten auf Vorhandensein von Gehirnkrankheiten oder -
anomalien neuroradiologisch überprüft. Danach wurden die Basalganglien per Hand
mithilfe 3D Slicer sowie automatisiert im FreeSurfer-Programm segmentiert. Bei beiden
Methoden wurde das absolute sowie relative Volumen als Prozentsatz des
Gehirnvolumens für jeden einzelnen Basalkern berechnet.
Wie auch in vielen anderen Studien konnte bestätigt werden, dass ein negativer,
mittelstarker linearer Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Volumen des N.
caudatus sowie des Putamens besteht. Das Alter zeigte im Rahmen dieser Untersuchung
keinen signifikanten Einfluss auf das Pallidumvolumen. In der Literatur wird für das
Pallidum eine geringere Atrophierate mit großer Varianz beschrieben, so dass hier
vermutlich nur in Längsschnittstudien und in großen Querschnittsstudien Alterseffekte
gezeigt werden können. Die altersbedingte Schrumpfung des Striatums findet bei
Männern schneller statt als bei Frauen, wobei die Volumen-Alter-Korrelationen bei
Frauen nicht signifikant sind. Insgesamt stimmen die Ergebnisse gut mit anderen Querund
Längsschnittstudien überein.
Die Korrelationen zwischen dem Alter und den absoluten sowie relativen
Intensitätswerten der Basalkerne wurden jeweils in den T1-, T2- und FLAIR-Sequenzen
ausgewertet. Die relativen Intensitätswerte (als Relation vom Intensitätsmittelwert des
jeweiligen Kernes zum Intensitätsmittelwert des Spleniums als Kontrollwert) zeigten
keine relevanten Korrelationen im Gegensatz zu den absoluten Werten. Trotz großer
Streubreite der Werte wurde jedoch bilateral in der FLAIR-Sequenz eine signifikante,
altersbedingte Intensitätsminderung beim Nucleus caudatus und beim Putamen und in
der T2-Sequenz beim Putamens beobachtet.
Wenn man die Mittelvolumina der Basalganglien aus den in 3D Slicer
handsegmentierten und in FreeSurfer automatisiert segmentierten Ergebnissen
vergleicht, wird in der automatisierten Methode das Volumen des beidseitigen Nucleus caudatus kleiner, das des rechten Putamens und des linken Pallidums signifikant größer
berechnet als in der manuellen Methode. Trotz dieser Volumenunterschiede sind die
positiven Korrelationen zwischen automatischer und manueller Segmentierung stark
und hoch signifikant für den bilateralen Nucleus caudatus und das Putamen. Obwohl
beide Methoden gut miteinander korrelieren und die automatisierte
Segmentierungstechnik insbesondere wegen der Zeitersparnis interessanter für die
Forschung erscheint, bleibt die Handsegmentierung weiterhin der Goldstandard. Die
Alterungseffekte wurden auch in den automatisch abgegrenzten Basalganglien
ausgewertet und mit handsegmentierten Resultaten verglichen. Insbesondere mit
zunehmendem Alter laufen die Ergebnisse der Handsegmentierung und der
automatischen Segmentierung auseinander, was sich in einer geringen
Volumenunterschätzung im bilateralen Caudatus bei der automatischen Segmentierung
und einer stärkeren jährlichen Volumenabnahme im bilateralen Putamen bei
Durchführung der Handsegmentierung äußert. Diese Ergebnisse korrelieren gut mit
anderen Studien. Eine mögliche Erklärung für diesen Effekt ist die gezeigte
Intensitätsentwicklung mit dem Alter: Durch die zunehmende Intensitätsänderung
kommt es für entsprechende Algorithmen zu einer schlechteren Abgrenzbarkeit oder
Erkennbarkeit. Andere Erklärungen wie vermehrte Bewegung im Alter sind im
vorliegenden Kollektiv nicht zu erwarten.
Für zukünftige Studien zum Volumen der Basalganglien wird daher empfohlen, die
Veränderung der Intensitätswerte und die dadurch eventuell bedingte systematische
Abweichung bei der automatischen Segmentierung zu berücksichtigen.