Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit untersucht die Darstellung kindlichen Übergewichts
und Adipositas im Deutschen Ärzteblatt. Zu diesem Zweck wurde im Untersuchungszeitraum
von 1949 bis 2017 die Anzahl von 59 Artikeln zum Thema
identifiziert und nach der Methode der Qualitativen Inhaltsanalyse nach
Mayring untersucht. Sämtliche Aussagen zu den Kategorien Artikelformat, Ursachen,
Bedeutung und Folgen, Interventionsziele und Interventionsansätze
wurden quantitativ und qualitativ erfasst und analysiert.
Die Darstellung kindlichen Übergewichts und Adipositas im Deutschen Ärzteblatt
ändert sich im Verlauf der Zeit. Die 59 Artikel zum Thema verteilen
sich ganz überwiegend auf die Jahre 1994-2008, während die Artikelzahlen
ab 2009 zurückgingen. Dies steht im Gegensatz zum Verlauf der Artikelzahlen
bei PubMed. Es wurden verschiedene Gründe für diese Diskrepanz
diskutiert: Ein schwindender Optimismus bezüglich der Prävention und Therapie
aufgrund ernüchternder Studienergebnisse stellt eine Erklärung dar. Unterstützt
wird diese Ernüchterung durch die zunehmende Erkenntnis, dass es
sich bei Adipositas um ein komplexes Problem handelt, dessen Entstehung
sich nicht nur durch individuelle, sondern vor allem durch strukturelle und gesellschaftliche
Faktoren erklären lässt.
Die Betrachtung von Adipositas und Übergewicht als ein individuelles Problem
ist im Deutschen Ärzteblatt stark repräsentiert. Dies zeigt sich an Aussagen,
die individuelles Verhalten als ursächlich benennen, an der Fokussierung persönlicher
Folgen für Betroffene und an der Forderung und Empfehlung von
Verhaltensänderung als Gegenmaßnahme.
Das Deutsche Ärzteblatt trägt durch diese Darstellung nicht dazu bei, dem
Thema auf der politischen Agenda mehr Priorität zukommen zu lassen.