Inhaltszusammenfassung:
Diese Studie untersuchte, ob eine non-invasive Hirnstimulation mittels elektromagnetischer Modalitäten (tDCS und rTMS) bei gesunden hoch- oder niedrigimpulsiven Probanden zu einer anhaltenden kortikalen Aktivierung während eines Tests für exekutive Funktionen und Inhibitionskontrolle führt. In zwei innerhalb von 14 Tagen aufeinanderfolgenden Sitzungen wurden im Cross-over-design einmal ein Protokoll aus kathodaler transkranieller Gleichstromstimulation und intermittierender theta-burst-Magnetstimulation und beim anderen Mal Placebo-Protokolle kombiniert im Bereich des rechten dorsolateralen präfrontalen Kortexes (DLPFC) eingesetzt (Nitsche and Paulus 2000; Nitsche and Paulus 2007; Huang et al. 2005). Anschließend erfolgte an beiden Tagen die Lösung einer Parallelversion einer Eriksen-Flanker-Aufgabe am Computer unter einer kombinierten EEG-/NIRS-Messung. Diese sollte dabei die kortikalen Vorgänge aufzeichnen, aus denen dann auf veränderte Aktivierungsmuster des präfrontalen Kortex geschlossen werden könnte (Fallgatter, Ehlis, Wagener, et al. 2004; Obrig et al. 1996). Die Grundlage der Auswertung der vorliegenden Arbeit basierte auf dem NIRS-Datensatz der oxygenierten Hämoglobinwerte, die sowohl eine Aussage über die Aktivierung der Gehirnregion treffen können als auch Verhaltensdaten (richtig oder falsche Antwort, Go- oder NoGo-Task) enthielten.
Beide Gruppen unterschieden sich nicht in Alter, Geschlecht, Händigkeit, Muttersprache oder Bildungslevel. Die Auswertung der NIRS ergab keine signifikanten Unterschiede der kortikalen Aktivität zwischen den Stimulationsprotokollen. Die Gruppen unterschieden sich nicht in der mit NIRS gemessenen hämodynamischen Antwort im Bereich der beiden DLPFC. Bei 34 von 60 Probanden fehlten valide Mittelwerte der falsch gelösten Inhibitionsaufgaben von einer oder beiden Sitzungen. Dies war aufgrund zu geringer Fehlerhäufigkeit in diesen Aufgaben.
Eine gemeinsame Auswertung der in dieser Arbeit nicht untersuchten Daten von EEG, Flanker-Task und Fragebögen ist notwendig, um eine abschließende Beurteilung der neurophysiologischen Unterschiede der Gruppen bezüglich exekutiver Funktionen und Inhibitiosnleistungen, sowie der Effektivität des eingesetzten Stimulationsprotokolls treffen zu können.
Diese Studie diente als Vorarbeit zu Folgestudien, welche therapeutische Protokolle für erwachsene ADHS-Patienten mittels Neurofeedbacktraining und non-invasiver Hirnstimulation testen sollen. Dieses würde das Spektrum an nicht-medikamentösen Therapeutika der ADHS erweitern.