Inhaltszusammenfassung:
Das maligne Melanom ist ein rasch metastasierender Hauttumor, der eine steigende Inzidenz aufweist. Dennoch bleibt seine Mortalitätsrate vergleichsweise konstant. Eine Ursache hierfür ist unter anderem die unentwegte Forschung nach neuen, besseren Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere für Patienten im metastasierten Stadium der Melanomerkrankung. Infolge neuer Therapiemöglichkeiten haben sich die Überlebensprognosen der Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung in den letzten Jahren erheblich verbessert.
Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, mögliche Prognosefaktoren aus den Eigenschaften der Melanompatienten zu ermitteln, die sich auf das Gesamtüberleben auswirken. Außerdem sollen zwei immuntherapeutische Therapieansätze miteinander verglichen werden um so die bestmögliche Therapie zu erörtern.
Im Rahmen der vorgestellten retrospektiven Studie wurden hierzu 194 Patienten und Patientinnen untersucht, die sich in den Jahren 2010 bis 2014 in der Abteilung der dermatologischen Onkologie der Universitätsklinik Tübingen, in Therapie eines malignen Melanoms im Stadium IV befanden. Alle Patienten dieser Studie erhielten eine Immuntherapie mit dem CTLA-4 Antikörper Ipilimumab oder eine Therapie mit den PD-1 Antikörpern Nivolumab oder Pembrolizumab.
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war einerseits, tumorunabhängige und tumorabhängige Faktoren, wie Alter, Geschlecht, BRAF-Mutationsstatus, LDH und Protein S-100-B-Wert und Anzahl der metastasierten Organe, auf ihre prognostische Relevanz zu untersuchen. Andererseits sollten die Immuntherapien im Hinblick auf das beste Gesamtansprechen und das Gesamtüberleben nach 1-, 2- und 3 Jahren miteinander verglichen werden. Auf diese Weise sollte gezeigt werden unter welcher Immuntherapie die Patienten die besseren Überlebensprognosen haben.
Das Gesamtkollektiv der Patienten weist eine ausgeglichene Variablenverteilung bezogen auf Alter, Geschlecht, BRAF-Mutationsstatus, LDH und Protein S-100-B-Wert und Anzahl der metastasierten Organe auf, sodass zusammenfassend ein heterogenes Patientenkollektiv vorliegt.
Hinsichtlich der Prognosefaktoren bestätigten die Ergebnisse dieser Studie die in der Literatur vorbeschriebenen negativen Prognosefaktoren des männlichen Geschlechts und eines erhöhten Protein-S-100-B-Wertes. Für das Alter, das Vorliegen einer BRAF-Mutation und eines erhöhten LDH-Wertes, konnte nicht gezeigt werden, dass diese mit einem schlechterem Outcome assoziiert sind. Zwar korrelierte im vorliegenden Datensatz die Anzahl der metastasierten Organe nicht signifikant mit dem Therapieergebnis, es konnte jedoch gezeigt werden, dass bei den geheilten Patienten der Anteil von nur einem befallenen Organ deutlich höher ist.
Des Weiteren zeigt die Analyse, dass unter den Immuntherapien das beste Gesamtansprechen unter PD-1 Checkpoint-Inhibition besteht. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen ebenfalls einen deutlichen Vorteil des Gesamtüberlebens der Patienten unter PD-1 Checkpoint-Inhibitor Immuntherapie. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Studienresultaten der letzten Jahre, die einen enormen Fortschritt in der Behandlung des metastasierten Malignen Melanoms durch Checkpoint-Inhibition mit PD-1 Blockern verzeichnen.
Mittlerweile können durch Checkpoint-Inhibition 5-Jahres-Überlebensraten von bis zu 40% erreicht werden. Das 1- und 2-Jahres-Überleben liegt in der vorliegenden Studie unter PD-1 Checkpoint-Inhibition bei > 90% und das 3-Jahres-Überleben bei 69,3%. Die Überlebensraten liegen somit deutlich über dem 1-, 2- und 3-Jahres-Überleben unter Ipilimumab Therapie. Hier liegt das 3-Jahresüberleben bei 36,7%. Mit einem p Wert von p < 0.001 sind die Ergebnisse nicht nur signifikant sondern auch von deutlicher klinischer Relevanz.
Mittlerweile hat sich die Therapie mit PD-1 Checkpoint-Inhibitoren auch in der S3-Leitlinie des malignen Melanoms als Grad A Empfehlung etablieren können.