Inhaltszusammenfassung:
Neben dem erhöhten Risiko gesundheitlicher Langzeitfolgen, wie metabolisches Syndrom oder kardiovaskuläre Erkrankungen, besteht bereits in den ersten Lebensstunden eines untergewichtigen bzw. mangelernährten SGA-Kindes eine erhöhte perinatale Mortalität und Morbidität [6]. Von medizinischer Relevanz ist es daher, die mangelernährten Kinder bei Geburt zu identifizieren, um sie gezielt behandeln zu können [156]. Epidemiologische Studien zeigten, dass weder die anthropometrischen Wachstumsparameter noch die Zuordnung zu den Kategorien SGA, AGA und LGA anhand der Wachstumsperzentilen gesicherte Rückschlüsse auf den Ernährungszustand des Kindes erlauben.
In dieser prospektiven Studie wurde der Fragestellung nachgegangen, ob sich SGA-Kinder in ihrem BF% von AGA-Kindern unterscheiden. Darüber hinaus wurden mittels Regressionsanalysen mögliche kindliche und maternale Einflussparameter auf den BF% untersucht und sowohl innerhalb als auch zwischen den beiden Gruppen, verglichen (siehe 3.7). Eingeschlossen wurden n=234 eutrophe (AGA) und n=24 hypotrophe Einlings-NG (SGA), die nach der vollendeten 37. SSW geboren wurden und innerhalb der ersten 96 Lebensstunden untersucht wurden. Zur Ermittlung des neonatalen BF% wurde das PEA POD®-System genutzt, das auf dem Verfahren der Air Displacement Plethysmography basiert. Die Auswertung der erhobenen Daten ergab, dass zwischen den AGA- und SGA-Kinder ein statistisch signifikanter Unterschied im BF% bestand. Der mediane BF% der AGA-Gruppe lag bei 11,0% (P25–P75: 8,0%-13,4%), während der mediane BF% der SGA-Gruppe bei 6,6% (P25–P75: 5,2%-8,1%) lag. Trotz statistisch signifikant unterschiedlicher Mediane fiel eine ausgeprägte Überlappung der einzelnen BF%-Werte der beiden Gruppen auf. Nahezu bei 40% der AGA-Kinder lag der BF% unterhalb des höchsten BF%-Werts in der SGA-Gruppe (9,9%). In dieser Arbeit konnte festgestellt werden, dass die auf Basis der SDSGG -Werte durchgeführte Kategorisierung in SGA und AGA die Gefahr birgt, einen erheblichen Anteil an mangelernährten Neonaten bei Geburt nicht zu erfassen, wenn Mangelernährung mittels eines festgelegten Cut-Off-Werts für den BF% definiert wird.
In der AGA-Gruppe konnte nachgewiesen werden, dass das Geschlecht einen Einfluss auf den neonatale BF% hat. So hatten weibliche NG mit 11,4% im Vergleich zu männlichen NG mit 9,7% einen signifikant höheren BF%. In der SGA-Gruppe lag der mediane BF% ebenfalls über dem Wert der männlichen NG (6,7% vs. 6,3%), jedoch nicht im statistisch geforderten Signifikanzniveau. Bei der Analyse möglicher maternaler Einflussparameter auf den neonatalen BF% fiel auf, dass bei einer Gewichtszunahme über der Empfehlung der IOM-Richtlinien im Vergleich zu einer empfohlenen Gewichtszunahme, ein höherer medianer BF% der NG vorlag. Dies galt sowohl in der AGA-Gruppe (10,5% vs. 11,4%), als auch in der SGA-Gruppe (5,6% vs. 6,9%).
In den bislang verfügbaren Studien konnten für Messungen mit der ADP-Methode noch keine geschlechtsspezifischen BF%-Referenzwerte von AGA-Kindern und gefährdeten Subgruppen, wie SGA-Kindern verschiedener Altersklassen und Ethnien, ermittelt werden. Weitere Studien mit ausreichender Fallzahl und nachfolgende Beobachtungen der untersuchten Kinder bis in das Kindes- und Jugendalter werden benötigt, um relevante BF%-Schwellenwerte für gefährdete Kinder festzulegen und möglichen Folgeerkrankungen präventiv entgegenzuwirken.