Inhaltszusammenfassung:
In den Augen des deutschen Gesetzgebers spielen Familienunternehmen seit jeher eine besondere Rolle für die Gesellschaft und den Erfolg der Wirtschaft. Aus diesem Grund versucht er den unternehmerischen Familienbesitz zu bewahren und bevorzugt das Betriebsvermögen im Rahmen der Erbschaftsteuer. Diese erbschaftsteuerliche Verschonung führt zu einer deutlichen Ungleichbehandlung im Vergleich zu anderen Vermögensarten, die das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) mehrfach für verfassungswidrig erklärte. In seinem letzten Urteil vom 17.12.2014 wies das BVerfG zudem darauf hin, dass es für eine eindeutige Beurteilung an empirischer Evidenz fehlt. Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es in einem ersten Schritt einen ausführlichen Überblick über die bestehende Forschung zu geben und anschließend mithilfe internationaler Datensätze weitere empirische Evidenz zu liefern. Der erste empirische Teil der Dissertation untersucht die vom Gesetzgeber unterstellte Bedeutung der Familienunternehmen. Tatsächlich weisen Familienunternehmen eine bessere Performance als Nicht-Familienunternehmen auf. Der Performanceunterschied nimmt jedoch mit der Höhe des staatlichen Beschäftigungsschutzes ab. Der zweite empirische Teil betrachtet Vererbungen von Familienunternehmen und analysiert mögliche ökonomische Folgen der Verschonungsregelung. Der vom Gesetzgeber erhoffte positive Effekt der Verschonung auf die Beschäftigung kann nicht nachgewiesen werden. Stattdessen liefert die Arbeit empirische Evidenz dafür, dass sich die Verschonung negativ auf die Performance auswirken kann. Die niedrigere Steuerlast scheint auch ungeeignete Nachfolger zu einer Unternehmensfortführung zu verleiten. Der dritte empirische Teil bietet erstmals den notwendigen Vergleich der Vererbung mit dem Verkauf eines Familienunternehmens. Auch dieser Datensatz bestätigt die Ergebnisse.