Die sozioökonomische Bedeutung der Mangelernährung im G-DRG System

DSpace Repositorium (Manakin basiert)


Dateien:

Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/117820
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1178200
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-59195
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2021-08-06
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Nüssler, Andreas (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2021-06-15
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
Gedruckte Kopie bestellen: Print-on-Demand
Zur Langanzeige

Inhaltszusammenfassung:

Zahlreiche Studien beweisen, dass ein großer Anteil der Krankenhauspatienten mangelernährungsgefährdet ist und dass diese Patienten ein schlechteres Outcome ihrer Krankenhausbehandlung zu erwarten haben. Da Mangelernährungs-Screenings in deutschen Krankenhäusern jedoch keine Pflicht sind, werden diese nur von einzelnen Kliniken durchgeführt. Aufgrund der seltenen Codierung der Diagnose Mangelernährung, kam es in den letzten Jahren zur Abwertung der entsprechenden DRGs. In dieser Studie wurde die Prävalenz der Mangelernährung in einer unfallchirurgischen Patientenkohorte untersucht, sowie die ökonomischen Auswirkungen der Mangelernährungs-Codierung zwischen 2014 und 2016 herausgearbeitet. Hierfür wurden 1372 Patienten, die zwischen Januar 2014 und Juli 2016 auf den Stationen Traumatologie, septische Unfallchirurgie und Endoprothetik der BG-Unfallklinik Tübingen stationär waren, mittels NRS auf das Risiko einer Mangelernährung gescreent. Je nach Definition gilt dabei ein NRS ≥ 3 (NRS-Definition) oder ein NRS ≥ 2 (Reinbold-Definition) als Kriterium für das Risiko einer Mangelernährung. Die häufigsten Fälle von Patienten mit Mangelernährungsrisiko waren mit 29 % (nach NRS-Kriterien) bzw. 62 % (nach Reinbold-Kriterien) in der septischen Unfallchirurgie und unter den weiblichen Studienteilnehmerinnen (nach NRS-Kriterien 22,4 % bzw. nach Reinbold 60 % der Frauen) zu finden. Anschließend wurden für die Jahre 2014 bis 2016 jeweils Fallsimulationen durchgeführt, bei denen für Patienten, die vom Risiko einer Mangelernährung betroffen waren, die Nebendiagnosen um eine der Mangelernährungs-ICDs erweitert wurden. Da es für die Zuordnung von NRS-Werten zu ICD-Codes keine genaue Regelung gibt, wurde dies zum einen nach den NRS-Kriterien (Codierung ab einem NRS ≥ 3) und zum anderen nach dem Vorschlag von Reinbold et al. (Codierung ab einem NRS ≥ 2) durchgeführt und die beiden Methoden anschließend miteinander verglichen. Die Codierung nach Reinbold-Kriterien ergab mit 301.978 € viel höhere Erlös-Steigerungen als die Codierung nach NRS-Kriterien mit 97.269 €. In beiden Fällen nahm die Höhe der theoretischen Zusatzerlöse jedoch in den Jahren 2015 und 2016 kontinuierlich ab, sodass aktuell kein zusätzlicher Erlös mehr durch die Codierung der Mangelernährung zu erwarten ist. Das Interesse der Kliniken, ein gutes Mangelernährungs-Management einzurichten, dürfte dadurch noch weiter gesunken sein. Trotzdem sollte die Erfassung und Codierung der Mangelernährung zumindest für die am meisten von Mangelernährung betroffenen Patientengruppen konsequent stattfinden. Zum einen profitieren die Patienten nachweislich davon und zum anderen kann dies auch für die Kliniken finanziell lohnenswert sein, wenn man die indirekte Kostenrückerstattung berücksichtigt. Kürzere Verweildauern, weniger Komplikationen und weniger Rezidive durch gutes Mangelernährungs-Management führen zum Beispiel dazu, dass schneller Betten für neue Patientenfälle frei werden. Nur durch die korrekte und konsequente Codierung der Mangelernährung besteht zudem die Möglichkeit, dass die Mangelernährungs-DRGs in Zukunft wieder aufgewertet werden. Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung ist jedoch, dass einheitliche Vorgaben zur Definition, Erfassung, Codierung und Behandlung der Mangelernährung entwickelt werden.

Das Dokument erscheint in: