Mittel- und langfristige Ergebnisse nach konservativer und operativer Therapie von intraartikulären Glenoidfrakturen

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/117226
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1172267
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-58601
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2021-07-23
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Kraus, Tobias (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2021-03-01
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Schulter, Glenoid, Glenoidfrakturen, intraartikuläre Frakturen
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Intraartikuläre Glenoidfrakturen sind mit einem Anteil von 0,1% aller Frakturen sehr seltene Verletzungen. Nur 1/10 dieser Frakturen erfordert eine operative Versorgung. Zu Epidemiologie, Therapie und Komplikationen sowie mittel- und langfristigen Folgen liegen bisher kaum spezifische Erkenntnisse vor. Ziel der vorliegenden Studie war es, einen Beitrag zur Verbesserung der Therapieentscheidung zu leisten. Es wurden die Behandlungsergebnisse von operativ und konservativ versorgten Frakturen systematisch erfasst und in Bezug auf eine der folgenden Fragestellungen verglichen: 1. Traumamechanismen, Patientengruppen; 2. mittelfristige Ergebnissen, Komplikationen; 3. Langfristige (Alltags-)Funktion, Zufriedenheit. Alle Patienten mit intraartikulärer Glenoidfraktur (Typ Ideberg II-V) der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen aus den Jahren 2010 bis 2014 wurden analysiert. Dazu sind OP-Berichte, Arztbriefe und Dokumente der Nachuntersuchung sowie radiologisches Bildmaterial herangezogen worden. Die Langzeitergebnisse wurden mithilfe postalisch zugesandter Fragebögen erfasst im Sinne der Schulter-Funktion (DASH-Score, Simple Shoulder Test, Oxford Shoulder Score), von Schmerzen (Visuelle Analoge Schmerzskala) sowie der Lebensqualität und subjektiven Zufriedenheit (SF-36, BG interner Fragebogen). Von den 41 Patienten wurden 25 (61%) operiert und 16 (39%) konservativ therapiert. Die Geschlechterverteilung betrug m:w 27:14 (66%; 34%). Der Altersdurchschnitt zum Unfallzeitpunkt betrug 58,6 [26-88] Jahre. Es ließen sich hauptsächlich zwei Gruppen von Patienten finden: Jüngere Männer mit schwerwiegenderen Frakturen und vielen Begleitverletzungen verunfallten bei Hochrasanztraumata wie Verkehrs- und Sportunfällen und wurden eher operativ versorgt. Ältere weibliche Patientinnen mit zahlreichen Vorerkrankungen und gering dislozierten Frakturen verunfallten bei Niedrigrasanztraumata wie Stolperstürzen und wurden eher konservativ therapiert. Erstere Gruppe findet in der bisherigen Literatur Beachtung. Letztere Gruppe ist bisher nicht ausreichend bekannt. Eine OP-Indikation stellt neben dem Gelenkversatz, für den es bisher keinen klar definierten Grenzwert gibt, auch die Gelenkflächenbeteiligung und die damit verbundene Instabilität dar. Daneben beeinflussen individuelle Faktoren wie Allgemeinzustand, Aktivitätsniveau und Regenerationsaussicht die Therapieentscheidung. Die Rücklaufquote der Fragebogen betrug 85,4% bei einem durchschnittlichen Follow-Up von 55,8 [33–87] Monaten. Es zeigte sich in allen erhobenen Fragebögen zu Schulterfunktion, Schmerzen und Lebensqualität eine Überlegenheit der operierten Gruppe gegenüber der konservativen Gruppe. Bei günstigen Voraussetzungen wie geringer initialer Dislokation und fehlenden Begleitverletzungen sowie geringer Anzahl an Vorerkrankungen können aber auch durch eine konservative Therapie sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Allgemein wird das funktionelle Outcome von intraartikulären Glenoidfrakturen in der Literatur mit einer guten Schulterfunktion und geringem Risiko einer vorzeitigen degenerativen Veränderung beschrieben, was sich durch die hier vorgelegten Ergebnisse bestätigen lässt. Aufgrund der geringen Fallzahl waren allerdings keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Subgruppen nachweisbar. Durch eine weitere möglicherweise multizentrische Patientenrekrutierung könnte eine größere Fallzahl erreicht werden, um zukünftig einen Nachweis von signifikanten Unterschieden zu ermöglichen. Hauptsächlich ergaben sich zur Beantwortung der drei Fragestellungen Erkenntnisse, die den momentanen Wissensstand kann durch die vorliegende Arbeit folgendermaßen ergänzen können: 1. V.a. ältere weibliche Patienten könne sich auch durch Niedrigrasanztraumata wie schlichte Stürze eine intraartikuläre Glenoidfraktur zuziehen. Hier sollte ein besonderes Augenmerk auf eine sorgfältige Diagnostik gelegt werden, um diese Frakturen nicht zu übersehen. 2. Durch eine operative Versorgung lassen sich exzellente funktionelle Ergebnisse herstellen. Es besteht aber auch das Risiko von mittelmäßig bis schlechten Ergebnissen aufgrund von Komplikationen. 3. Durch eine konservative Behandlung lässt sich relativ sicher eine solide, altersentsprechende Alltagsfunktion herstellen. Diese Überlegungen zu operativen und konservativen Behandlungsentscheidungen sind gängige Praxis. Vorliegende Studie liefert Hinweise, dass sich diese gängige Praxis fundiert bestätigen lässt.

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