Inhaltszusammenfassung:
Viele ältere Menschen, besonders hochaltrige Menschen mit kognitiven Einschränkungen, leiden unter Unregelmäßigkeiten des Tag-Nacht-Rhythmus. Diese können zu Stimmungs- und Verhaltensauffälligkeiten und zur Einschränkung von Alltagsfunktionen führen. Gerade bei älteren Menschen ist es wichtig, vorhandene nicht-pharmakologische Therapiemethoden zu untersuchen und anzuwenden. Es gibt Hinweise, dass durch verbesserte Beleuchtung der Räume in Pflegeheimen der Verlust von Alltagsfähigkeiten verlangsamt und die Stimmung verbessert werden kann.
Die Daten für diese Arbeit wurden im Rahmen der NiviL-Studie des Geriatrischen Zentrums Tübingen und des STZ eyetrial am Department für Augenheilkunde Tübingen in zwei Pflegeheimen in Reutlingen und Bad Urach von November 2016 bis Februar 2017 gewonnen. LED-Leuchten, die im Tagesverlauf Licht unterschiedlicher Wellenlänge und Stärke ausstrahlen, wurden in Zimmern und Gemeinschaftsräumen installiert. Der Einfluss der spektralmodulierten Beleuchtung wurde mithilfe von Fragebögen zur Depressivität und Lebensqualität (SF-12, GDS und PHQ-9), Kognition (MMSE, DemTect und DSS) und zu Aktivitäten des täglichen Lebens (Barthel-Index) gegen die ursprünglichen Bedingungen kontrolliert untersucht. Es nahmen 62 Proband*innen mit einem durchschnittlichen Alter von 84,8 (Experimentalgruppe) bzw. 82,8 (Kontrollgruppe) Jahren teil.
Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Depressivität nach 12 Wo-chen in der Lichtgruppe verglichen mit der Kontrollgruppe, gemessen mit SF-12 und PHQ-9, eine nicht-signifikante Verbesserung der Depressivität in der GDS sowie eine signifikante Verbesserung der Ergebnisse im Barthel-Index (ADL). Im Bereich Kognition konnte keine Verbesserung festgestellt werden. Somit liefert unsere Studie Hinweise, dass spektralmoduliertes Licht Depressivität und Alltagsfähigkeiten und damit Lebensqualität von Seniorenheimbewohner*innen verbessern kann. Limitationen sind die kleine Stichprobe und fehlende Datenpunkte, bedingt durch das hochbetagte Proband*innenkollektiv, sowie die eingeschränkte Validität von PHQ-9 und GDS bei Menschen mit Demenz. Die Studie zeichnet sich andererseits gerade durch das herausfordernde Proband*innenkollektiv aus, da in einem solchen Setting bisher wenige Studien durchgeführt wurden.