Inhaltszusammenfassung:
Nach unserem Wissen ist dies die erste Studie mit einer großen Anzahl von MRKHS-Patientinnen, bei der neben der sexuellen Funktion mehrere validierte Fragebogen zu verschiedenen Bereichen der Gesundheit und Lebensqualität prä- und postoperativ der Anlage einer Neovagina, verwendet wurden. Ziel der vorlie-genden Studie war es, u.a. folgende Hypothesen zu testen: Haben die Patientinnen präoperativ alle eine
signifikante Belastung aufgrund ihrer Fehlbildung? Trägt die chirurgische Behand-lung selbst dazu bei, dass die Patientinnen lernen, wie sie ein aktives und befriedi-gendes Sexualleben führen können, auch in Bezug auf Partnerschaften? Wie spielt der Zeitfaktor beim Umgang mit MRKHS eine Rolle?
Gleichzeitig wurden der Lebensabschnitt zwischen Pubertät und Erwachsensein, in dem die sexuelle Identitätsentwicklung als Teilaspekt der Identitätsfindung stattfin-det, die Selbstakzeptanz, die Entwicklung des eigenen Körperbildes und der weibli-chen Sexualität bezogen auf MRKHS genauer dargestellt sowie Screening-Fragebogen
verwendet, um mögliche Hinweise auf psychische Störungen zu identifizieren.
Zusammenfassend zeigt sich eine Beeinträchtigung der psychischen
gesundheitsbezogenen Lebensqualität, allerdings führt die MRKHS-Diagnose nicht
automatisch zu einem erhöhten Risiko für psychische Störungen. Einzig Essstö-rungen und das Alkoholsyndrom zeigen auffällige Werte im Screening-Fragebogen.
Die MRKHS-Patientinnen weisen eine normale Selbstakzeptanz auf. Es liegt
mehrheitlich keine Körperbildstörung vor. Präoperativ zeigt sich, wie erwartet, eine
eingeschränkte sexuelle Funktion, die sich postoperativ normalisiert. Hilfreiche
Faktoren für die Krankheitsbewältigung sind die psychosoziale Anpassung der
Betroffenen sowie ein unterstützendes soziales Umfeld. Auch der Kontakt zu ande-ren Betroffenen scheint sich positiv auszuwirken, so dass dies hinsichtlich der Co-ping-Strategien verstärkt unterstützt werden sollte.
Eine psychologische Betreuung ist nicht obligat indiziert; im Einzelfall muss jedoch
geprüft werden, ob Bedarf an weitergehender Unterstützung oder
psychotherapeutischer Begleitung durch die Belastung aufgrund der Diagnose MRKHS besteht.