Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit stellt die retrospektive Auswertung der Patienten-, Therapie- und Nachsorge-Daten von 82 Patienten dar, welche eine kurativ-intendierte definitive Radio(chemo)therapie eines Ösophaguskarzinoms mit Erstdiagnose zwischen Februar 2006 und April 2014 an der Universitätsklinik für Radioonkologie Tübingen erhalten hatten. Das Hauptaugenmerk galt dabei der Untersuchung des Auftretens von regionalen Lymphknoten-Rezidiven nach – in den meisten Fällen erfolgter – elektiver nodaler Bestrahlung gemäß aktueller internationaler Konventionen und der genauen Lokalisation dieser in Bezug zum applizierten Bestrahlungszielvolumen durch Fusionierung der Planungscomputertomografien mit den Rezidiv-zeigenden Nachsorge-Computertomografien. Bei einem medianen Gesamtüberleben von 19,1 Monaten betrug die lokoregionäre Kontrolle nach einem Jahr 75,3% und die systemische Kontrolle 76,1%. Bei Betrachtung der Rezidiv-Erstereignisse entwickelten neun Patienten Lymphknoten-Rezidive. Ungeachtet der Patientenzugehörigkeit wurden insgesamt 19 Lymphknotenrezidive gezählt, von denen nach Korrelation mit den applizierten Bestrahlungszielvolumina zehn in-field gelegen waren, drei am Feldrand und sechs out-of-field. In der subkarinale Lymphknotenstation 7 waren mit fünf Ereignissen die häufigsten Rezidive zu verzeichnen. Isolierte Lymphknotenrezidive bei systemischer und endoluminaler Kontrolle entwickelten jedoch nur zwei Patienten. Für die Beantwortung der Frage nach einer möglichen Verkleinerung der Bestrahlungszielvolumina bedarf es prospektiver randomisierter kontrollierter Studien des Vergleichs der Lymphknoten-Rezidivmuster nach Radiochemotherapie als Involved-Field- und Elective-Nodal-Irradiation. Der in dieser Studie signifikante Einflussfaktor der initialen Lymphknotennegativität auf die systemische Kontrolle könnte ein Kriterium zur Selektion von Patienten sein, die durch ausgedehntere Bestrahlungsfelder profitieren könnten.