Inhaltszusammenfassung:
Die Narkoseeinleitung bei kardiochirurgischen Patienten ist eine der komplexesten Narkoseverfahren, da kardiochirurgische Patienten zumeist multimorbide sind und Eingriffe an einem der lebenswichtigsten Organe eine chirurgische Komplexität beinhalten. Ein wichtiger und bisher nicht vollständig untersuchter Faktor für die Mortalität und Morbidität des kardiochirurgischen Patienten ist der rechte Ventrikel. Die erhöhte Mortalität von rechtsventrikulär eingeschränkten kardiochirurgischen Patienten ist ein bereits beschriebenes Problem. Um diese Thematik besser erörtern zu können, wurde der Einfluss der Narkoseeinleitung auf dreidimensionale volumetrische Parameter der rechtsventrikulären Funktion bei kardiochirurgischen Patienten untersucht. Vor allem wurden die Auswirkungen der Narkoseeinleitung, der Intubation und Beatmung auf die rechtsventrikuläre Funktion untersucht. Zusätzlich wurde bei diesen Untersuchungen versucht, eine prognostische Aussagekraft verschiedener rechtsventrikulärer Parameter auf das Outcome zu gewinnen. Vor Beginn der Studie wurden folgende Thesen formuliert:
• Narkoseeinleitung und Überdruckbeatmung führen zur Veränderung der rechtsventrikulären Funktion.
• Die rechtsventrikuläre Funktion ist mit dem Patientenoutcome assoziiert.
In dieser Studie wurden 54 kardiochirurgische Patienten direkt vor und nach Narkoseeinleitung untersucht und die Werte der rechtsventrikulären Funktion, wie RVEF (3D); RVEDVI (3D), TDI TV s´ (2D), TAPSE (2D), RVLSsept (3D), RVLSfw (3D), GLSmyo (2D) und GLSendo (2D) per zweidimensionaler und dreidimensionaler transthorakaler Echokardiographie ermittelt. Weitere Parameter, wie die Herzfrequenz (HF), der mittlere arterielle Druck (MAP), die Vasoactive inotropic score (VAIS24h) und Beatmungsparameter wurden zeitgleich aufgenommen. Als Outcomeparameter wurden der Intubationszeitraum, die Krankenhausverweildauer und die Intensivverweildauer verwendet, welche in einer linearen Regression keinen Zusammenhang mit den verwendeten echokardiographisch gewonnenen Parametern zeigten. Hinsichtlich der Rechtsherzfunktion während der Narkoseeinleitung kann folgendes zusammengefasst werden. In der statistischen Auswertung zeigte sich eine Verschlechterung der longitudinalen Funktion des rechten Ventrikels unter Narkoseeinleitung und Überdruckbeatmung (siehe Tabelle 14, S. 39 und Tabelle 15, S. 40, Abbildung 13, S. 40, Abbildung 14, S. 41, und Abbildung 15, S. 41). Die RVEF und die Vorlast (RVEDVI) veränderten sich bei der Narkoseeinleitung nicht, was eine gleichbleibende Vorlast und globale Funktion schlussfolgern lässt (siehe Tabelle 14, S. 39 und Tabelle 15, S. 40 und Abbildung 18, S. 43). Da es trotz Reduktion der longitudinalen Funktion bei einer stabilen rechtsventrikulären Funktion blieb, könnten Kontraktionskomponenten des rechten Ventrikels vermehrt zum Tragen kommen. Die genauen Mechanismen dieses Verhaltens sind noch nicht hinreichend untersucht. Die verwendeten Medikamente und die Beeinflussung durch die Überdruckbeatmung können im Rahmen einer Narkoseeinleitung nur kombiniert betrachtet werden. Die Untersuchung und intensivere Betrachtung des rechten Ventrikels sind notwendig, um anästhesiologische Einflüsse auf das Organ Herz zu verstehen. In Zukunft könnten hierdurch kardiale Komplikationen früher erkannt und behandelt werden. Aktuell wird die dreidimensionale Echokardiographie erst seit einigen Jahren genutzt und ist langsam in der Routine der deutschen Krankenhäuser angekommen. Wenn die Parameter dieser Studie noch durch weitere Arbeiten im perioperativen Umfeld validiert werden, könnte man in einigen Jahren gefährdete Patienten sicherer erkennen und Behandlungsregime möglicherweise anpassen.