Inhaltszusammenfassung:
Von einer Harninkontinenz ist ein großer Anteil der Bevölkerung betroffen. Die bislang etablierten Therapieformen erzielen in vielen Fällen nur eine unzureichende Symptomreduktion. Durch eine zellbasierte Regeneration des Blasenschließmuskels könnte Harninkontinenz ursächlich und minimalinvasiv therapiert werden.
Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen ob mesenchymale Stromazellen aus Fettgewebe, welches eine leicht zugängliche Quelle darstellt, für die zellbasierte regenerative Therapie der Harninkontinenz geeignet sind.
Es wurden Zellen aus humanem Fettgewebe in drei verschiedenen GMP-konformen Medien expandiert und zellbiologisch charakterisiert. Die Zellen wiesen die typischen MSC-Charakteristika auf. Durch Kultur in entsprechendem Differenzierungsmedium konnte eine Adipogenese der MSC induziert werden. Bezüglich der Osteogenese waren die Ergebnisse nicht eindeutig. Die zytochemischen Färbungen lieferten Hinweise auf eine Osteogenese während die Ergebnisse der qRT-PCR dem widersprachen. Ursächlich könnte hier die unterschiedlich lange Differenzierungszeit sein. Möglicherweise zeigen MSC aus Fettgewebe ein niedrigeres osteogenes Differenzierungspotential als beispielsweise MSC aus Knochenmark. Nach in vitro Myogenese war ein signifikanter Anstieg des myogenen Markergens Transgelin zu verzeichnen, nicht jedoch für Myh11.
Weiterer Forschungsbedarf besteht auch noch darin, alle Protokolle von der Isolation über die Expansion und Differenzierung als effiziente GMP-konforme Prozesse zu gestalten.
Bezüglich der verschiedenen in dieser Arbeit eingesetzten GMP-konformen Expansionsmedien zeigte sich, dass es nicht von Bedeutung war, welches der drei Medien verwendet worden war. Ein Einfluss auf den Phänotyp und die Differenzierungsfähigkeit konnte nicht festgestellt werden.
Aktuellen Studien zufolge kann ein langfristiger Therapieerfolg sogar durch die periurethrale Injektion von autologen Stammzellen aus Fettgewebe erzielt werden, ohne dass diese zuvor expandiert oder differenziert werden (Gotoh et al., 2019). Dies bietet sicherlich eine interessante Alternative.