Inhaltszusammenfassung:
Die prognostische Klassifikation von Prostatakarzinomen unterliegt seit Jahren einer kontroversen Diskussion. Es liegen nur eingeschränkt geeignete Mittel zur frühzeitigen Detektion behandlungsbedürftiger Prostatakarzinome und zur postoperativen Bestätigung und Überwachung des Therapieerfolgs vor. Diese Problematik äußert sich u. a. in einer intensiven Suche nach molekularen Markern. Die kürzlich in den klinischen Einsatz eingeführten Proteine Apo10 und TKTL1 könnten als Marker für eine gestörte Apoptose (Apo10) bzw. Metabolismus (TKTL1) eine Ergänzung zur etablierten Diagnostik darstellen. Durch die Anwendung der „epitope detection in monocytes“ (EDIM-Methode) können sie intrazellulär in Makrophagen nachgewiesen werden. Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung von EDIM-Apo10 und EDIM-TKTL1 auf ihre prognostische Aussagekraft beim Prostatakarzinom. Dazu wurde ein Kollektiv von 145 Patienten mit histologisch gesichertem Prostatakarzinom (pT2-3, pN0-1, M0), das sich in der Tübinger Universitätsklinik für Urologie einer radikalen Prostatektomie unterzogen hatte, nachbeobachtet. Die mediane Nachbeobachtungszeit lag bei 44 Monaten (MW 41,53 Monate). Bereits durchgeführte prä- und postoperative Messungen der EDIM-Scores (n = 145 bzw. n = 59) wurden im Mittel 41 ± 4,2 Monate (Median 41 Monate) nach der Operation durch eine Follow-Up-Blutentnahme (n = 53) ergänzt. Apo10-Score (Antikörper DJ28D4) und TKTL1-Score (Antikörper JFC12T10) wurden mittels EDIM-Methode bestimmt. Die gemessenen EDIM-Scores und ihre individuelle Entwicklung zwischen den Messzeitpunkten wurden mit den klinischen Verlaufsdaten der Patienten verglichen. Darüber hinaus wurde die Summe beider Scores, die sog. EDIM-Summe, in allen Auswertungen berücksichtigt. Als Ergebnis dieser Arbeit zeigte sich, dass ein geringerer postoperativer Rückgang von EDIM-Apo10, EDIM-TKTL1 und der EDIM-Summe signifikant mit einem gehäuften Auftreten von biochemischen Rezidiven und Metastasierungen korrelierte. Bei isolierter Betrachtung der prä- oder postoperativen Messwerte konnte allerdings keine derartige Assoziation aufgezeigt werden. In den neu durchgeführten Follow-Up-Blutentnahmen zeigten sich signifikant höhere EDIM-Scores bei jenen Patienten, die ein biochemisches Rezidiv im postoperativen Verlauf erlebt hatten. Weiterhin korrelierte auch im individuellen Längsschnitt, zwischen präoperativer- und Follow-Up-Blutentnahme, ein insuffizienter Rückgang der EDIM-Summe oder sogar ein Anstieg des Apo10-Scores mit dem gehäuften Auftreten von biochemischen Rezidiven. Die vorliegende Studie konnte erstmalig einen Nachweis über signifikante Zusammenhänge zwischen erhöhten EDIM-Scores und dem Auftreten von postoperativen Events beim Prostatakarzinom aufzeigen. Die Ergebnisse deuten auf einen möglichen klinischen Nutzen der Marker EDIM-Apo10 und EDIM-TKTL1 zur Erfolgskontrolle nach operativer Tumorentfernung und zur postoperativen Überwachung auf Tumorprogress beim Prostatakarzinom hin.