Inhaltszusammenfassung:
Kinder- und jugendpsychiatrische Tageskliniken als alltagsnaher Therapieansatz stellen eine wichtige Behandlungsform dar, wobei nach aktueller Studienlage und klinischer Erfahrung nicht alle Kinder gleichermaßen von einer solchen profitieren können. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Fragestellung nach therapiefördernden bzw. -schädigenden Faktoren im Umfeld des Kindes (elterliche Behandlungsmotivation, elterliche Wahrnehmung der kindlichen Psychopathologie, elterliche Psychopathologie und Qualität der Beziehungen im Umfeld des Kindes). Es wurde außerdem der Einfluss der Störungskategorie (externalisierend, internalisierend, uneindeutig) auf den Behandlungserfolg untersucht.
Dafür wurden Daten der Standarddiagnostik der in der Tagesklinik behandelten Kinder zum Zeitpunkt von Aufnahme, Entlassung und Nachgespräch herangezogen und retrospektiv ausgewertet.
Im Zeitverlauf war auf fast allen verwendeten Skalen eine signifikante Symptomreduktion resp. Verbesserung der Lebensqualität festzustellen. Bei der Untersuchung der Umfeldfaktoren zeigten sich viele signifikante Korrelationen. Der elterliche Veränderungswunsch stand im Zusammenhang mit dem Behandlungserfolg. Die elterliche Wahrnehmung von internalisierenden Problemen stand nach den vorliegenden Ergebnissen im stärkeren Zusammenhang mit der Reduktion der selbigen als die elterliche Wahrnehmung von externalisierenden Problemen mit der Reduktion externalisierender Symptome. Größere elterliche Belastungen und schlechtere Beziehungen vor Aufnahme waren tendenziell mit einem stärkeren Behandlungserfolg assoziiert. Nach Störungskategorien betrachtet hatten die Störungsgruppen sich in ihrem Selbstbewusstsein und bzgl schulischer Situation im Nachgespräch einander angeglichen. Kinder mit uneindeutiger Störung profitierten in der vorliegenden Studie hinsichtlich der Abnahme von internalisierenden, ADH- und dissozialen Symptomen am Wenigsten von der tagesklinischen Behandlung und lagen bei Entlassung weiterhin im auffälligen oder oberen Grenzbereich, während Kinder mit internalisierenden und externalisierenden Störungsbildern ihrer Störung entsprechend im Zeitverlauf eine Symptomreduktion zeigten.
Die Ergebnisse bestätigen, dass eine tagesklinische Behandlung zu einer Symptomreduktion und Verbesserung der Lebensqualität führen kann. Die gefundenen Zusammenhänge mit den Umfeldfaktoren und der Störungskategorie sollten in Folgestudien genauer Untersucht werden, da sich daraus wichtige Implikationen für die klinische Arbeit ergeben. Zum einen für die Elternarbeit vor und während tagesklinischer Behandlung, zum anderen für die Optimierung von Behandlungskonzepten, z.B. für Kinder mit uneindeutigen Störungsbildern.