Täter, Netzwerker, Forscher: Die Medizinverbrechen von Dr. med. Sigmund Rascher und sein personelles Umfeld

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/109676
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1096769
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-51052
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2020-11-18
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Tümmers, Henning (PD Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2018-07-26
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
900 - Geschichte
943 - Geschichte Deutschlands
Schlagworte: Nationalsozialismus , Rascher, Sigmund
Freie Schlagwörter: Medizinverbrechen
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Dissertation analysiert die Humanexperimente mit Unterdruckkammer und Kälte, die der SS-Arzt Dr. med. Sigmund Rascher (1909 - 1945) im KL Dachau in den Jahren 1942/43 durchführte und bei denen circa 150 bis 170 Menschen getötet wurden. Der Werdegang und die Persönlichkeitsmerkmale Raschers, sein Netzwerk aus Förderern und Kollegen und anderen Personen, und die Fragestellungen, Durchführung, Resultate und Konsequenzen der Dachauer Menschenversuche bilden drei Themenkomplexe, die teils eng miteinander verwoben sind. Der erste Teil der Arbeit widmet sich dem beruflichen Werdegang und den Merkmalen der Persönlichkeit Raschers. Dabei werden die Theorien der Täterforschung (u.a. Robert J. Lifton, Neuere Täterforschung) am Beispiel Raschers einer kritischen Überprüfung unterzogen. Es zeigt sich, dass Rascher die menschenverachtenden Experimente keinesfalls allein aus karrieristischen Gründen vorantrieb, sondern als überzeugter Verfechter der nationalsozialistischen Ideologie, gewissermaßen als „Gesinnungstäter“, durchführte. Ferner wird das problematische Verhältnis zwischen Sigmund Rascher und seinem Vater Dr. med. Hanns Rascher, einem tief in einer völkisch-anthroposophischen Lehre verwurzelten Mediziner, thematisiert. Der zweite Teil der Arbeit setzt sich mit dem Netzwerk Raschers auseinander, dessen wichtigste Knoten seine Ehefrau Karoline Rascher, der Reichsführer SS Heinrich Himmler und der Reichsgeschäftsführer der SS-Forschungsgemeinschaft „Das Ahnenerbe e.V.“ Wolfram Sievers markierten. Auch die Beziehungen zwischen Rascher und seinen Vorgesetzten, seinen Kollegen und den Dachauer „Funktionshäftlingen“ werden eingehend untersucht. Der dritte Teil der Dissertation behandelt en detail die Unterdruckkammer- und Hypothermieexperimente Raschers, die er teils mit anderen Wissenschaftlern durchführte. Dazu werden sie jeweils in drei Versuchsserien eingeteilt. Ziel ist es, eine Analyse der Menschenversuche vorzunehmen und diese unter ethischen Gesichtspunkten zu bewerten. Im Fokus steht nicht nur die medizinethische Praxis des SS-Arztes, sondern auch die an diesen Expreimenten beteiligten Forscher. Eigens beleuchtet wird die Problematik einer solchen Versuchsanalyse, die unter anderem darin besteht, dass fast ausschließlich die Perspektive der Täter überliefert ist. Um aber zu verhindern, dass die Sichtweise der Täter in die Analyse transformiert wird, werden nicht nur Versuchsabläufe, ihre Ergebnisse und Hintergründe umrissen, sondern auch die Sichtweise der Täter kritisch beleuchtet und analysiert. Auch die Eindrücke eines Versuchsopfers werden geschildert. Methodisch bereitet die Tatsache Schwierigkeiten, dass vor der Befreiung des KL Dachaus im Jahre 1945 wichtige Unterlagen von der SS vernichtet wurden.

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